Einzigartiger Wanderweg um Usenborn

Psalmen verbinden Natur und Bibel

 

(USENBORN/em) - Wie in einer Schüssel liegt Usenborn, ein Ortsteil von Ortenberg, im Tal des Brunnenbachs. Einen Wanderweg auf den Höhen rund um den Ort auszuweisen, ist gewiss eine günstige Streckenführung. Als Pluspunkte kommen die Fernsicht, eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen und Ackerflächen, mächtigen Einzelbäumen, Wälder, ein Bachlauf dazu. Aber diese Route ist etwas ganz Besonderes: ein Psalmenwanderweg. Erst an sieben, inzwischen an elf Stationen lädt sie ein, inne zu halten, ein Psalmwort zu überdenken, das so, mitten in der Natur, eine ganz persönliche Bedeutung bekommen kann.

 

2016 wurde der Weg auf Anregung von Dekanin Sabine Bertram-Schäfer (Evangelisches Dekanat Büdinger Land) angelegt. Während eines Kuraufenthalts auf der Schwäbischen Alb hatte sie einen ähnlichen Weg kennen gelernt, fand mit ihrem Vorschlag bei Kirchenvorstand, Ortsbürgern und der Ortspfarrerin Dorothee Lause breite Zustimmung. Unter großer Beteiligung der Kirchengemeinde, aber auch vieler Auswärtiger wurde der Psalmenwanderweg eingeweiht. Ortsbürger und Vereine übernahmen Patenschaften für einzelne Stationen, halten sie in Ordnung, pflanzen Blumenschmuck, sogar ein Ostergärtchen mit bunten Eiern wurde ausgelegt.

 

9,3 Kilometer lang
Der Weg beginnt an der baugeschichtlich interessanten St. Laurentius-Kirche mit Chorfresken aus dem 14. Jahrhundert und steigt dann zur Höhe. Die Strecke von insgesamt 9,3 Kilometern kann verkürzt werden, wenn nur die östliche oder die westliche Talseite entlang gewandert wird. Meist stehen Bänke an den einzelnen Stationen, die Psalmtexte sind speziell auf den Standort bezogen. Oft folgt der Weg Hinweisschildern der örtlichen Naturschutzgruppe und weist zugleich auf interessante Biotope hin. Nicht nur die Usenborner schmücken die Stationen, auch Wildblumen sind Blickpunkte.

 

Am Scharberg lädt ein Halbkreis von Bänken um ein Gipfelkreuz zum Rasten ein. Eine lockere Freundesgruppe aus tatkräftigen Handwerkern, hatte schon vor Jahren die Idee, diesen Punkt zu gestalten und hat in Eigenleistung ein ebenso wetterfestes wie filigranes Metallkreuz im Strahlenkranz geschaffen. Nicht einmal ein Kästchen für das Gipfelbuch ist vergessen. Vom etwas oberhalb liegenden Psalmenwanderweg sieht man auch auf den Jungwald der gegenüberliegenden Bergseite, erinnert sich an die verheerenden Stürme Vivien und Wiebke im Februar 1990 und erkennt die Regenerationskraft der Natur. Andere Stationen beziehen besondere Fernsicht ein, an klaren Tagen bis zur Skyline von Frankfurt, geben den Blick auf Basaltsteinbrüche frei, erinnern an der "Kohlwann" an altes verschwundenes Handwerk, zeigen mit der "Hohen Linde" eine knorrige mehrfach vom Blitz getroffene Baumindividualität.

 

Der Psalmenwanderweg ist mehr als ein Naturidyll. Manche Wanderer mögen sich unruhig, aufgewühlt, von Konflikten belastet, auf den Weg machen. An einer Station mit dem Blick auf den gegenüberliegenden Höhenrücken steht eine Tafel mit dem Vers des 121. Psalms: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt vom Herrn...". Natur und Bibelwort verbinden sich zu einer Botschaft, die wohltut.