Quelle: Kreis-Anzeiger - 14.06.2017
(WALLERNHAUSEN/em) - Die beiden Gitarristen Edith Lehner und Norbert Neunzling fanden einen günstigen Rahmen für ihr Konzert: Draußen ein heißer Sommertag, in der Wallernhäuser Kirche schon gedämpftes Licht und angenehme Kühle, die den rund 50 Zuhörern guttat.
Pfarrerin Beate Henke stellte die Künstler vor, die 2013 „Saitenspuren gründeten. Lehner und Neunzling spielen Musik des 19. Jahrhunderts gern auf dem „Weißgerber“-Biedermeiermodell von 1922 und dem Wiener Modell von Karl Schandl (1927). Für die Gitarrenmusik der klassischen Moderne dagegen wählen sie wertvolle Instrumente aus der Werkstatt von Richard Jacob „Weißgerber“ aus
Markneukirchen/Vogtland, einem der besten und experimentierfreudigsten Gitarrenbauer des 20. Jahrhunderts.
Stilelemente im Brückenschlag zwischen Klassik und Romantik prägen das Werk Ferdinando Carullis, mit dessen „Trois petits Duos in D-Dur“ das Duo das Konzert eröffnete. Getragen, meditativ zeigte das Largo den subtilen Zusammenklang der beiden Gitarren, während im Rondo-Allegretto ein lebhafteres Thema durch die Stimmen ging. In eine ganz spezielle Klangwelt wurde das Publikum bei Andrew Yorks „Sanzen-in“ mitgenommen. Der zeitgenössische amerikanische Komponist hat sich von der Musik Japans inspirieren lassen. Tonfolgen in ungewohnter Harmonik erklangen, erinnerten die Zuhörer an Tempelgongs, an japanische Gärten mit ihrer eigenen Puristik.
Zehn Walzer
„L´Aventure di Amore“ überschrieb Mauro Guiliani, ein italienischer Frühromantiker, seine Komposition
aus zehn Walzern. Die Abschnitte spiegelten den Wechsel von schwungvoller Verliebtheit und Lebensfreude, über Spannung, Melancholie, schließlich wieder einem hellen Zueinander-Finden. Mit sanfter Intensität vollzogen Lehner und Neunzling in ihrem Spiel dieses Auf und Ab der Gefühle nach.
Der französische Musiker Roland Dyens, im vergangenen Jahr verstorben, war einer der Großen der
klassischen Gitarre. Auf seine Komposition „Comme des grands“ ließen die beiden Interpreten ein eigenes Werk, eine Trauerhommage an Dyens folgen: „Gloomy light – Düsteres Licht“. Lehner spielte langsam fallende Tonfolgen, Neunzling gab ein zurückhaltendes rhythmisches Muster dazu. Dann ein plötzlicher harter Abbruch, Spiegel der Unbegreiflichkeit des Todes. Ganz leise dann, schon wie aus einer anderen Welt, spielte Lehner noch einmal, brach wieder ab – und fast nicht mehr hörbar erklangen die letzten Takte.
Als Lehrer-Schüler-Stück habe Fernando Sor „L´encouragement – Die Ermutigung“ geschrieben, erklärte die Gitarristin. Das Cantabile erwies sich als melodische, rhythmisch betonte Komposition, eine freundliche Ermutigung des Schülers. Der japanische Komponist Fuji Shingo verfasste mit „Danse d´Azur“ ein Bild des Mittelmeeres in Klängen: rieselnde Tonfolgen, in hüpfende Staccati übergehend, als komme ein Wind auf und kräusle kleine Wellen, dann dissonante Tonfolgen – Schwüle? Sturm im Anzug? Ein sanfterer Abschnitt, aber mit grollendem Unterton, eine helle, fast gläserne Episode, ein insistierender, kräftiger Schluss – der ewige Wechsel des Meeres war eingefangen. Als zarte Tonfolge kam „Sakura“, ein japanisches Lied zur Kirschenblüte, in einer Fassung von Dusan Bogdanovic, ehe Lehner und Neunzling mit Voislav Ivanovics „Levantine Journey“ das Konzert beschlossen.
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