14.11.2022
(Nidda/gho) Ulrich Bauersfeld, Pfarrer der Kirchengemeinden Wenings und Merkenfritz wurde am Samstag, den 12. November 2022, im Rahmen der Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land im Bürgerhaus Nidda zum Stellvertreter von Dekanin Birgit Hamrich gewählt. Nach gut zweijähriger Vakanz auf dieser Position wird der 57-jährige Theologe seine Aufgaben ab Beginn des kommenden Jahres wahrnehmen. Die Synodalinnen und Synodalen schenkten dem Vater dreier erwachsener Söhne ihr Vertrauen nach einer überzeugenden Vorstellungsrede, in denen Bauersfeld auch die Problemfelder nicht aussparte, die durch Mitglieder-, Finanz- und Personalrückgang verursacht würden.
Vor seiner Entscheidung, Theologie mit dem Ziel Pfarrer zu werden, absolvierte Bauersfeld eine Ausbildung zum Bankkaufmann. So wolle er in seine neue Aufgabe, die er mit einem halben Dienstauftrag angeht, seine Fähigkeiten für Verwaltung und sein Geschick im Umgang mit Zahlen einbringen. Da er zu 50 Prozent weiterhin in Wenings und Merkenfritz als Pfarrer dienen werde, habe er weiter die Verbindungen zur Basis, die dabei hilfreich sein könnten, den Umstrukturierungsprozess in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, voranzubringen. Gerade die überbordenden Anforderungen im Bereich der Verwaltung machten ihm Sorge, da die Ehrenamtlichen in ihren Ämtern im Kirchenvorstand eigentlich angetreten seien, um das Gemeindeleben zu gestalten. Aber Verwaltung könne auch durchaus hilfreich sein, quasi den Rahmen vorgeben, in dem man sich gut bewegen könne.
Präses Rolf Hartmann und die nordnassauische Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, die den Wahlvorgang nach dem Ausscheiden des oberhessischen Propstes Matthias Schmidt geleitet hatte, gratulierten dem neuen stellvertretenden Dekan herzlich mit einem Blumenstrauß und wünschten ihm alles Gute für seine neue Tätigkeit. Da Bauersfeld bereits seit 2016 als gewähltes Mitglied dem Dekanatssynodalvorstand angehörte und nun als „geborenes Mitglied“ in den Reihen des Leitungsgremiums steht, wurde mit Dieter Wichihowski ein weiteres Mitglied aus der Synode in das Gremium gewählt.
Der 64-jährige Gemeindepfarrer für Höchst, Oberau und der Waldsiedlung hat vor zwei Jahren seinen Dienst in den Altenstädter Gemeinden angetreten, nachdem er viele Jahre in der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck beschäftigt war.
Nachdem der Niddaer Bürgermeister Torsten Eberhard zu Beginn der Tagung ein Grußwort an die Synodalen gesprochen hatte, hielt Dekanin Birgit Hamrich eine Replik auf die ersten 100 Tage ihrer Amtszeit als Dekanin im Büdinger Land.
Als Motto hatte sie den Wochenspruch „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ aus der Bergpredigt des Matthäusevangeliums gewählt. Birgit Hamrich schilderte, wie sie zum Teil Müdigkeit und Frust bei den Ehrenamtlichen über die Fülle der Aufgaben und Termine wahrgenommen habe und gleichzeitig ein großes Engagement erlebe. In diesen ersten Tagen ihrer Zeit als Dekanin habe sie versucht, genau hinzuhören und zu sehen und habe dabei ein weitgespanntes Netz mit Knoten- und Leuchtpunkten erleben können.
Sie habe bei ihren Besuchen in Kirchenvorständen und in Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dazu ermutigt, über die anliegenden Probleme miteinander zu reden. Es dürfe auch kontrovers diskutiert werden, gerade was den Prozess ekhn2030 anbelange, sagte sie. Hier solle man sich ruhig die Zeit nehmen, doch irgendwann müssten auch Entscheidungen fallen. Wichtig sei ihr persönlich ein respektvoller Umgang miteinander. In ihrem Bericht präsentierte Dekanin Hamrich auch einige Neuigkeiten. So werde bis zum Jahresende mit Ingmar Bartsch ein weiterer Pfarrer die Arbeit in den Gemeinden Ortenberg, Bergheim und Usenborn unterstützen. Ab Januar würde die halbe Stelle einer Jugendpfarrerin im Dekanat besetzt. Zudem nannte sie einige aktuelle Zahlen. Unter Anderem liege die derzeitige Gemeindegliederzahl bei etwas mehr als 53.000. Es gebe 40,25 Pfarrstellen, die bis 2025 aber auf 37,5 reduziert werden müssten. Birgit Hamrich rief dazu auf, alle Kanäle der Kommunikation zu nutzen, um beispielsweise das Jahr der Taufe, zu dem die EKD aufgerufen habe, umzusetzen. Vielleicht könne ja ein großes Tauffest an einem der vielen Bäche und Flüsse im Dekanat im Sommer nächsten Sommer gefeiert werden, stellte sie in Aussicht. Unter dem Jahresthema „Kirche mit Zukunft“, das der DSV auch für das Jahr 2023 gewählt habe, werde der Transformationsprozess ekhn2030 voranschreiten.
Bei weiteren Wahlen wurde Dekanin Birgit Hamrich in den Vorstand des Evangelischen Regionalverwaltungsverbandes Wetterau entsandt. Cornelia Gröb wurde als Dekanatsbeauftragte für den Religionsunterricht berufen und für den Besuchsdienst wird Klinikseelsorger Thomas Schill zuständig sein. Als neuer stellvertretender Vorsitzender des Synodalvorstandes fungiert künftig Sebastian Köhler aus Büdingen. Der Studiendirektor am Wolfgang Ernst-Gymnasium in Büdingen wurde mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Ulrich Bauersfeld gewählt.
Zum Auftakt der Tagung hatte Pfarrer Ulrike Wohlfahrt aus Düdelsheim zusammen mit den Synodalen Sebastian Köhler und Benjamin Müller sowie unter Mitwirkung von Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße in einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda die Synode auf den Tag eingestimmt.
In einem Rollenspiel gingen sie der Frage nach, wo Gott zu finden sei. Die Kollekte in Höhe von 337,30 Euro kommt der Arbeit des Bibelgartenteams in Busenborn zugute.
Breiteren Diskussionsbedarf gab es bei der Festlegung neuer Vergaberichtlinien aus dem Finanzausgleich sowie der Verwendung aus den Überschüssen. Gemäß einer Empfehlung der EKHN seien die Mittel aus dem Finanzausgleich für einen besonderen Bedarf der Kirchengemeinden und für besondere kirchlichen Aufgaben in der Region zu verwenden, erläuterte Dietmar Patt, Vorsitzender des synodalen Finanzausschusses, für den DSV, der über die Vergabe der Mittel im Rahmen der Richtlinien entscheide. In drei Bereichen gebe es Unterstützung, so in einem sogenannten Korb A für die kirchenmusikalische Arbeit, in einem Korb B für gemeindeübergreifende Projekte des Dekanats und in einem Korb C für die Förderung der Kirchengemeinden im Dekanat., unter anderem bei Notlagen, diakonischen Aufgaben öder der Förderung ehrenamtlicher Aufgaben. Die Mittelvergabe würde auf Antrag entschieden. Mit der Annahme der Richtlinien durch die Synode wurden diese rückwirkend zum 1.01.2022 in Kraft gesetzt. Eine Überprüfung der Richtlinien werde demnach auf der Frühjahrssynode 2024 erfolgen.
Waren sich die Synodalen hierbei noch einig, so wurde der Verwendungsvorschlag der Mittel durch den DSV doch noch nach mehreren Anträgen modifiziert. So werden dem Korb A zusätzliche 10.000 Euro aus den Körben B und C zufließen, um die nach Corona in Mitleidenschaft gezogene kirchenmusikalische Arbeit der Chöre in den Gemeinden z.B. durch Chorleitungsunterstützung zu fördern. Zudem sollen im Hinblick auf die begonnene Heizperiode und die zu erwartenden Mehrkosten für die Gemeindehaushalte, 50 Cent pro Mitglied an die Gemeinden ausgeschüttet werden, sodass sich das zur Verfügung stehende Volumen der Körbe B und C von 126.160,67 auf rund 90.000 Euro reduziert. Ein Vorschlag über die Ausschüttung von einem Euro pro Mitglied fand indes keine Mehrheit.
Nach einer intensiven Tagung beendete Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer mit der ersten Strophe des Liedes „Komm Herr, segne uns“ und einem Reisesegen nach rund vier Stunden die Herbsttagung des Evangelischen Dekanats Büdinger Land.