Die Klimafastenaktion der beiden Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Wetterau erlebt ihre dritte Auflage

„Wie wollen wir leben?“ – Weniger ist mehr

22.02.2023

 

(Nidda / Friedberg/gho) - Seit 1990 gibt es in der evangelischen Kirche von Aschermittwoch bis Ostersonntag die Aktion »Sieben Wochen ohne«, wobei der Verzicht individuell gewählt wird, verbunden mit Besinnung auf die Passionszeit.

In den evangelischen Dekanaten Wetterau und Büdinger Land geht man seit 2021 einen Schritt weiter. Die Haltung von Verzicht und Achtsamkeit in der Passionszeit wird mit Besinnung auf gesellschaftlich-ökologische Verantwortung verbunden. Das Klimafasten-Organisationsteam mit Anna-Luisa Hortien, Rita Stoll, Gert Holle und Wolfgang Dittrich hat dabei das Positionspapier der Synode des evangelischen Dekanats Büdinger Land »Für das gemeinsame Haus Erde - In Sorge um Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden« als Ausgangspunkt genommen. „Als evangelische Christen verstehen wir den Auftrag Gottes, die Erde zu bewahren und zu bebauen, als Auftrag für die Bewahrung der Schöpfung, für das Eintreten für Gerechtigkeit und für den Erhalt von Frieden“, sagt Anna-Luisa Hortien.

Die Themen im Fokus der vergangenen beiden Jahre waren Lebensmittelverschwendung, Renaturierung und Artenschutz, Verpackungen, regionale Produkte, Klimaanpassung, Energieverbrauch, innovative neue Wege oder Photovoltaik. Die evangelische Jugend in beiden Dekanaten beteiligte sich mit Instagram-Beiträgen an den Aktionswochen. Die Lust am Umwelt-Lernen, an ungewohnten Erlebnissen, an innovativen praktischen Lösungen hat bei der Jugend neben den medial bekannten „Fridays-for-Future“-Aktionen Konjunktur.

Weil das Ändern von Gewohnheiten schwerfällt, ist eine Kontinuität durch die jährlichen Aktionswochen sinnvoll. „Wir wollen mit unserer Klimafastenaktion gerade die ansprechen, die die Passionszeit nutzen wollen, um über ihren eigenen Lebensstil nachzudenken“, sagt Gert Holle. Die mit der Aktion verbundene Leitfrage lautet nicht umsonst: „Wie wollen wir leben?“ In den großen monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam gebe es seit jeher Phasen des Verzichts, die über die spirituelle und reinigenden Komponenten auch ein Nachdenken über die Beziehungen zu Gott und den Mitmenschen beinhalte. Die Aktion soll eine Einladung darstellen, sich gemeinsam auf Lösungssuche zu begeben, um Belastungen für Natur und Umwelt zu mindern und sozialökologische Alternativen zu unserem bisherigen Handeln aufzuzeigen. „Mit kleinen Veränderungen im Alltag und in den eigenen Gewohnheiten kann jede und jeder mit seinen Möglichkeiten tatsächlich etwas zur Bewahrung der Schöpfung beitragen“, ergänzt Anna-Luisa Hortien.

„In diesem Jahr ist ein besonderes Highlight die siebenwöchige Ausstellung „Sehen und säen – Afrika, Albert Schweitzer und wir“. Albert Schweitzer, der als Vorreiter der Umweltbewegung gelten kann, hat mit seiner Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben Anregungen gegeben, nachhaltig mit der Natur umzugeben. „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will“ -ein Kerngedanke des Theologen und Urwalddoktors, macht uns klar, wie verbunden alles miteinander ist“, sagt Gert Holle. „Und er erinnert uns an unserer Verantwortung, die nicht nur auf dem Papier bestehen kann. Dr. Albert Schweitzer, der mit 30 Jahren Medizin studierte, um nach Afrika zu gehen und den Ärmsten der Armen Hilfe zuteilwerden zu lassen, hat seinen philosophischen und theologischen Gedanken Taten folgen lassen und ist so zurecht heute noch vielen Menschen eine große Inspiration.“ Der Verzicht auf ein „immer Mehr“ und ein entgrenztes Wachstum könne durchaus ein Mosaiksteinchen im Klimaschutz sein - wenn jeder Einzelne sich darauf besinnen würde, dass letztlich ein Weniger ein Mehr für alle bedeuten könne. Davon ist das Organisationsteam der nunmehr dritten Klimafastenaktion in unserer Region überzeugt.

 

Informationen zu der Ausstellung und den weiteren Veranstaltungen sind zu finden unter www.dekanat-buedinger-land.de und www.wetterau-evangelisch.de .