Berichte von der Frühjahrssynode der EKHN 2023

Foto: ekhn
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29.04.2023

EKHN-Synode bestätigt Beschluss aus dem Jahr 2021

Jugendbildungsstätte Kloster Höchst soll umgewandelt werden

Kloster Höchst.  Foto: Thomas Ott
Kloster Höchst. Foto: Thomas Ott

Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Samstag (29. April) den Beschluss zur Zukunft der Jugendbildungsstätte „Kloster Höchst“ (Odenwaldkreis) aus dem Jahr 2021 bestätigt. Demnach soll der Tagungsbetrieb des Hauses mit 119 Betten zum Ende diesen Jahres eingestellt werden. Zudem beauftragte die Synode die Kirchenleitung, aktuell auch einen Verkauf des Gebäudekomplexes zu prüfen. Alternativ wäre auch eine gemeinsame Nutzung mit Kooperationspartnern möglich. Im vergangenen Jahr hatte die EKHN bereits die Jugendburg in Hohensolms bei Wetzlar veräußert. Ein privater Träger macht derzeit aus dem historischen Gebäude eine Schule.

Die hessen-nassauische Synode hatte die Kirchenleitung zuletzt noch einmal um eine Prüfung von Szenarien gebeten, um den Erhalt von Kloster Höchst als Tagungshaus für die evangelische Jugend zu ermöglichen. Kirchenpräsident Volker Jung hatte vor der Synode dafür plädiert, die Jugendbildungsstätte zu erhalten. Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Jugend waren im Vorfeld engagiert dafür eingetreten, Kloster Höchst als Jugendbildungsstätte weiter zu erhalten. Sie hatten zugesagt, dafür 2,5 Millionen Euro an Eigenmitteln aufzubringen. Aktuelle Sanierungsmaßnahmen hätten sich auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen. Der jährliche Zuschussbedarf im Fall einer Weiterführung des Tagungsbetriebs wurde mit über 500.000 Euro pro Jahr beziffert.

 

Mehr im Internet: www.ekhn.de


Hessen-Nassau kürzt in Arbeitsbereichen - Grundschule Weiten-Gesäß bleibt vorerst

Evangelische Kirche ringt um Einsparungen rund um Reformprozess „ekhn2030“

Grundschule Weiten-Gesäß bleibt vorerst. Foto: ekhn/ Bergmann
Grundschule Weiten-Gesäß bleibt vorerst. Foto: ekhn/ Bergmann

Die Synode der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Samstag weiter um Konsequenzen aus ihrem Reformprozess „ekhn2030“ gerungen. Das mit einem Parlament vergleichbare Gremium entschied sich nach einer intensiven Debatte dafür, in besonderen kirchlichen Handlungsfeldern das im Herbst 2022 beschlossene Sparvolumen von insgesamt 7,8 Millionen Euro beizubehalten. Dazu gehören unter anderem Einsparungen zentraler kirchliche Bereiche wie Bildung, Verkündigung, Seelsorge und Ökumene. 

Abweichend von der ursprünglichen Vorlage der Kirchenleitung werden jedoch gemäß eines Vorschlags des Theologischen Ausschusses der Synode die Kürzungen bei Beschäftigungsgesellschaften, bei der Notfallseelsorge sowie bei freien Werken und Verbänden der Jugendarbeit geringere Kürzungen vorgesehen. Darüber hinaus wird nach einer Neuberechnung des Zuschussbedarfs insbesondere die Evangelische Grundschule Weiten-Gesäß bis zu einem neuen Konzept, das bis Frühjahr 2026 vorgelegt werden muss, in kirchlicher Trägerinnenschaft weitergeführt.

Die benötigten zusätzlichen Gelder werden unter anderem durch höhere Einsparungen beim Bach-Chor Mainz erwirtschaftet.  Zuvor hatte sich die Synode bereits dafür entscheiden, für kreative Pilotprojekte mit einem Millionenbetrag fördern. Demnach sollen insgesamt rund 3,8 Millionen für das Konzept „Neues ermöglichen – Veränderung erproben. Spielräume für neue Ideen kirchlicher Praxis“ bereitgestellt werden. Damit solle in den Gemeinden eine „Kultur des Experimentierens“ gefördert werden.

 

Mehr Infos zur Synode: www.ekhn.de


28.04.2023

Dr. Anke Spory ist die neue Pröpstin der Propstei Oberhessen

Dr. Anke Spory ist die neue Pröpstin für die Propstei Oberhessen. Foto: jonaphotography
Dr. Anke Spory ist die neue Pröpstin für die Propstei Oberhessen. Foto: jonaphotography

Mit 70 Ja-Stimmen wurde Dr. Anke Spory aus Bad Homburg a.d. Höhe in der Nachfolge von Matthias Schmidt zur neuen Pröpstin der Propstei Oberhessen gewählt.

In ihrer Bewerbungsrede sprach sich Spory für eine Kirche aus, die Menschen immer mitdenken müsse, „die vielleicht zum ersten Mal kommen oder als Mitglieder sporadisch wiederkommen.“ Es sei zudem wichtig, die politischen Veränderungen und den Strukturwandel in Oberhessen in den Blick zu nehmen. Es sei darauf Rücksicht zu nehmen, dass sich in der Region Oberhessen vieles ändere und zögen beispielsweise Familien aus den Städten zu. 

 

Anke Spory wurde 1968 in Wiesbaden geboren. In Göttingen studierte sie Sozialwissenschaften, anschließend in Frankfurt und Heidelberg Evangelische Theologie. Nach ihrem Vikariat in der Stadtkirchengemeinde Darmstadt war sie in der Personalentwicklung der Deutschen Bank tätig, bevor sie 2002 Pfarrvikarin in der Evangelischen Kirchengemeinde Friedberg wurde. Nach ihrer Elternzeit war Spory von 2011 bis 2020 Pfarrerin in Bad Homburg Gonzenheim. Seit drei Jahren ist sie Geschäftsführende Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde in Frankfurt. Sie ist seit 2014 auch Autorin für Verkündigungssendungen im Hessischen Rundfunk und Mitglied der Prüfungskommission für das Erste Theologische Examen. Spory promovierte über das Thema „Familie im Wandel“ und absolvierte Ausbildungen im kreativ-biographischen Schreiben und als Systemischer Coach. Seit 2020 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Förderung des interreligiösen Dialogs an der Goethe-Universität Frankfurt.   

 

Mitbewerber Pfarrer Marcus Kleinert aus Hungen erhielt 26 Stimmen. Es gab 8 Enthaltungen.

 

Zur Propstei Oberhessen

Die Propstei Oberhessen ist eine von fünf Propsteien in der hessen-nassauischen Kirche. Zu ihr gehören fünf Dekanate mit rund 280 Pfarrerinnen und Pfarrern in etwa 300 Gemeinden in den Landkreisen Gießen, Vogelsberg und Wetterau. Die künftige Pröpstin beziehungsweise der künftige Propst ist für rund 300.000 Evangelische in rund 300 Kirchengemeinden zuständig. Dienstsitz ist Gießen. Die Propstei verantwortet von dort aus die evangelische Orientierung der Kirche in der Region. Dazu gehört die Visitation der Gemeinden, die Ordination und geistliche Begleitung der Pfarrerinnen und Pfarrer. Pröpste sind auch Vorgesetzte der Dekaninnen und Dekane. Sie sind zudem qua Amt Mitglieder in der Kirchenleitung der EKHN. Eine Amtszeit beträgt sechs Jahre. 


Asylpolitik: Erdbebenopfer, Kinder und queere Flüchtlinge besser schützen

 

EKHN-Synode fordert mehr Schutz für besondere Hilfesuchende

 

Angesichts der aktuellen Fluchtbewegungen und der aktuellen flüchtlingspolitischen Debatten hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Freitag einstimmig an die politisch Verantwortlichen appelliert, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge stärker in den Blick zu nehmen. Dazu gehörten beispielsweise asylsuchende Kinder, die aktuell etwa 30 Prozent aller Asylsuchenden in Deutschland ausmachten, Familien auf der Flucht, die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien sowie Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.

 

Hinweis auf EU-Verpflichtung

So stelle die Europäische Union in ihrer Aufnahmerichtlinie fest, dass für manche Personengruppen besonderer Schutzbedarf bestehe, heißt es in der Erklärung. Sie verpflichte die EU-Mitgliedsstaaten dazu, die jeweils besonderen Bedürfnisse dieser Personen im Asylverfahren, in der Unterbringung und im Bereich der materiellen und medizinischen Leistungen zu berücksichtigen. Kirche und Diakonie müssten sich aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus in besonderer Weise für diejenigen einsetzen, „die nicht nur verletzlich sind, sondern ganz aktuell verletzt werden; für die, denen Menschenrechte vorenthalten werden und deren Würde angetastet wird“, heißt es in der Erklärung.

Hintergrund: Hilfe für Flüchtlinge

Die hessen-nassauische Kirche hat sich seit 2015 mit über 20 Millionen Euro in der Flüchtlingshilfe engagiert. Dazu gehören gemeinsam mit der Diakonie rund 60 professionelle Beratungsstellen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Sie sind unter anderem in der Verfahrensberatung in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Gießen, Büdingen und Ingelheim angesiedelt aber auch in unabhängigen regionale Flüchtlingsberatungsstellen von 19 der 26 hessischen Gebietskörperschaften.  Außerdem werden im evangelischen Zentrum für Beratung und Therapie in Frankfurt traumatisierte Flüchtlinge unterstützt. Hilfe leisten Kirche und Diakonie auch bei der Beratung Geflüchteter in der Abschiebungshaft in Darmstadt und Ingelheim sowie am Flughafen Frankfurt.

 

 

Dokumentation

 

Die Dreizehnte Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau möge beschließen:

Erklärung der 13. Kirchensynode der EKHN auf ihrer 3. Tagung (27.-29.4.2023 in Frankfurt am Main)

Besondere Aufmerksamkeit für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge

Angesichts der aktuellen Fluchtbewegungen und der flüchtlingspolitischen Debatten appelliert die Synode der EKHN, besonders schutzbedürftigen Menschen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Europäische Union stellt in der Aufnahmerichtlinie fest, dass für manche Personengruppen besonderer Schutzbedarf besteht. Sie verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten dazu, die jeweils besonderen Bedürfnisse dieser Personen im Asylverfahren, in der Unterbringung und im Bereich der materiellen und medizinischen Leistungen zu berücksichtigen.

In Erinnerung daran erklärt die Synode:

Verletzlich und verwundbar sind wir alle. Das haben wir als Christinnen und Christen, deren Glauben in einem schutzlosen Kind im Futtertrog seinen Ursprung hat, in besonderer Weise vor Augen

und in unseren Herzen. Wir glauben, dass nicht ein Held das Ebenbild Gottes ist, sondern das

vulnerable Menschenkind. Als Kirche und Diakonie setzen wir uns deshalb in besonderer Weise

für diejenigen ein, die nicht nur verletzlich sind, sondern ganz aktuell verletzt werden; für die,

denen Menschenrechte vorenthalten werden und deren Würde angetastet wird. Das sind aus

Sicht der Synode aktuell insbesondere

• asylsuchende Kinder, die aktuell etwa 30% aller Asylsuchenden in Deutschland ausmachen

• Familien auf der Flucht

• Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden und auch in

Deutschland nicht sicher vor Diskriminierung und Gewalt sind

• Menschen, die vor oder während der Flucht misshandelt und traumatisiert wurden

• die Kinder, Frauen, Männer, die sich wegen fehlender regulärer und sicherer Fluchtwege

in oft untaugliche Boote setzen

• die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien.

Kirche und Diakonie treten immer wieder für diese Menschen in ihrer Umgebung ein und engagieren sich für sie. Kirche insgesamt macht sich gegenüber den politischen Verantwortlichen für

diese Menschen stark.

Die Synode fordert die politischen Entscheidungsträger*innen auf, im Blick auf die genannten

besonders schutzbedürftigen Gruppen, den Verpflichtungen aus der EU-Aufnahmerichtlinie

praktisch nachzukommen.

Was die Synode im Blick auf die Behandlung dieser besonders schutzbedürftigen Gruppen konkret erwartet:

1. Bei jedem einzelnen asylsuchenden Kind ist zu prüfen, welche Maßnahmen dem Wohl

und den Interessen des Kindes am meisten entsprechen. Insbesondere müssen sie von Anfang

an kindgerecht untergebracht werden und Zugang zu Bildung in einer regulären Schule erhalten.

Im Blick auf traumatische Erfahrungen, die viele diese Kinder vor und auf der Flucht gemacht

haben, sind spezielle Angebote psychosozialer Versorgung für sie vorzuhalten.

2. Familien, die immer wieder durch Aufnahmebedingungen wie z.B. eine Wohnsitzauflage

oder durch Abschiebungen getrennt werden, müssen praktisch unter den in Artikel 6 Grundgesetz festgeschriebenen besonderen Schutz von Ehe und Familie gestellt werden.

3. Für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt oder diskriminiert werden bedarf es insbesondere in Sammelunterkünften wirksamer Gewaltschutzkonzepte und entsprechender Schulungen von Mitarbeitenden. In den Kommunen sollten mehr Unterkünfte speziell für LGBTQIA+ - Geflüchtete geschaffen werden sowie Beratungs- und Begegnungsangebote,

die sie dabei unterstützen, hier selbstbestimmt zu leben.

4. Für Menschen, die durch ihre Erlebnisse vor der Flucht, immer öfter aber auch während

der Flucht wie Misshandlungen, völkerrechtswidrige Zurückweisungen, Erpressungen und anderes mehr traumatisiert sind, müssen so schnell wie möglich reguläre und sichere Fluchtwege geschaffen werden sowie niedrigschwellige Aufnahmeprogramme, die besonders Schutzbedürftige

auch tatsächlich erreichen können. Außerdem bedarf es einer lückenlosen, bedarfsgerechten

und professionellen psychosozialen Versorgung hier angekommener traumatisierter Geflüchteter.

5. 25.000 Tote wurden in den letzten 10 Jahren auf dem Mittelmeer registriert, Kinder,

Frauen und Männer, die sich wegen fehlender regulärer und sicherer Fluchtwege in oft untaugliche Boote gesetzt und ihr Leben auf dem Mittelmeer verloren haben. Statt angesichts dessen die

Seenotrettung zivilgesellschaftlicher Organisationen immer stärker zu behindern und zu kriminalisieren, muss umgehend eine staatliche Seenotrettung auf europäischer Ebene organisiert werden.

6. Die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien und unter diesen insbesondere die Geflüchteten, die in Nordsyrien bereits vor dem Erdbeben in menschenunwürdigen Zuständen leben mussten, brauchen dringend unsere Hilfe und Unterstützung. Ein erster

wichtiger Schritt dazu ist, dass Menschen aus diesen Katstrophengebieten jetzt die visumsfreie

 

Einreise zu ihren in Hessen und Rheinland-Pfalz lebenden Familienangehörigen ermöglicht wird

Hessen-Nassau bittet queere Menschen um Vergebung

Foto: ekhn
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Evangelische Kirchensynode verabschiedet mit großer Mehrheit Bekenntnis

 

Genau zehn Jahre nach der Einführung von Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare und fünf Jahre nach einer inzwischen weltweit nachgefragten Handreichung zum Umgang mit Trans-Personen in Gemeinden hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) queere Menschen um Verzeihung für in der Vergangenheit erlittenes Leid und Zurücksetzung  gebeten.

 

Bekenntnis verabschiedet

 

In einem am Freitag in Frankfurt am Main mit großer Mehrheit verabschiedeten „Schuldbekenntnis“ heißt es unter anderem, dass Lesben, Schwule, Trans- und Intersexuelle auch in Gemeinden und Einrichtungen der EKHN lange Zeit Diskriminierung erfahren hätten. „Dem haben wir als Kirche nicht gewehrt. Schlimmer noch: Wir haben die Würde von Gottes Geschöpfen verletzt in Erklärungen und Verlautbarungen, welche sich einseitig auf ein nur binäres, heteronormatives und letztlich patriarchales Familienmodell bezogen.“, heißt es in der mit großer Mehrheit verabschiedeten Erklärung. „Viel zu lange hat auch die EKHN die Vielfalt der Geschlechter, unterschiedlicher sexueller Orientierungen, Lebensweisen und Familienmodelle nicht geachtet, sondern zu begrenzen versucht. Als Kirchenleitung und Kirchensynode bitten wir vor Gott und den Menschen dafür um Vergebung. Alle, denen wir damit Unrecht getan haben, bitten wir um Vergebung.“

 

Dank für Beharrlichkeit

 

Gleichzeitig dankten Kirchenleitung und Kirchensynode in dem Papier ausdrücklich allen Menschen, die an den Schritten zur Anerkennung queerer Menschen mitgewirkt haben. „Betroffene haben durch ihren Mut und ihre Beharrlichkeit dafür gesorgt, dass das diskriminierende Verhalten gegenüber queeren Menschen sichtbar gemacht wurde. Sie haben mit Geduld und Offenheit diesen Weg zu mehr Vielfalt ermöglicht“ heißt es in der Erklärung.

 

Kompletter Text des beschlossenen Textes im Anhang (Textvorlage wurde in Debatte ergänzt):

 

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Melanie Beiner als Kirchen-Dezernentin im Amt bestätigt

Foto: ekhn
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Die folgenden Berichte allesamt vom 27.04.2023

 

Hessen-nassauische Synode wählt Theologin mit großer Mehrheit

 

Theologin und Erwachsenenpädagogin Melanie Beiner ist als Dezernentin für Kirchliche Dienste in der hessen-nassauischen Kirche für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt worden. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wählte Beiner am Donnerstag (28. April) mit großer Mehrheit wieder. Sie erhielt 80 von 107 abgegebenen gültigen Stimmen. Als Dezernentin für Kirchliche Dienste reicht ihr Zuständigkeitsbereich von der Verkündigung und Seelsorge über die Ökumene bis zu Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung und Bildung. Zugleich ist sie verantwortlich für fünf thematische Arbeitszentren in Darmstadt, Frankfurt und Mainz mit rund 200 Mitarbeitenden.  2018 war sie erstmals als EKHN-Dezernentin gewählt worden.  

 

Kirche in einer modernen Gesellschaft

Beiner sprach sich in ihrer Bewerbungsrede für eine Kirche aus, die sich an einer „sich entwickelnden Gesellschaft ausrichtet. Heute wählten Menschen ihre „Formen der religiösen Praxis und Sinnsuche selbst“.  Kirche müsse sich noch viel stärker als bisher in diese Lebenswelten hineinbegeben. Dabei müssten „unsere Strukturen, Abläufe, Traditionen hinterfragt und darauf geachtet werden, „wie sich das Handeln Gottes in Menschen heute ereignet“. Sich am Gemeinwesen zu orientieren mache „das kirchliche Handeln so bunt, divers und vielfältig“. Dazu gehört auch der Aufbau digitaler Gemeindearbeit. Beiner will auch über „neue Formen von Mitgliedschaft und Zugehörigkeit zur Kirche nachdenken“. Beiner: „Wenn wir Menschen nicht mehr in der bisherigen Mitgliedschaftsstruktur halten können, sollten wir daneben andere Formen ausprobieren. Wir richten uns auch so an den fluiden Formen von Gemeinschaft und Beteiligung heute aus. Das wäre eine fach- und landeskirchenübergreifende Aufgabe.“

 

Zur Person Melanie Beiner

Melanie Beiner wurde im Oktober 1967 in Duisburg geboren. Nach ihrem Abitur im südhessischen Rodgau studierte sie zunächst in Frankfurt, Bonn und Neuendettelsau evangelische Theologie. Ihr Erstes Theologisches Examen schloss sie 1995 in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ab. Im Jahr 2000 beendete sie ihre Doktorarbeit im Fach Systematische Theologie über Martin Luthers Schrift „Vom unfreien Willen“. Daneben arbeitete sie an den Universitäten in Aachen und Köln als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Ihre praktische Ausbildung für den Pfarrdienst, das Vikariat, absolvierte sie in Aachen. Von 2004 bis 2008 arbeitete Beiner als Pastorin in der Kirchengemeinde Arpke bei Hannover. Von 2006 bis 2008 absolvierte sie auch einen Fernstudiengang in Erwachsenenbildung, den sie mit einem Master abschloss. Danach war sie Dozentin am Religionspädagogischen Institut Loccum und dort vor allem für die Ausbildung von Vikarinnen und Vikaren zuständig. Beiner war dann von 2014 bis 2018 Leiterin und Geschäftsführerin der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen. Sie verantwortete in Hannover gemeinsam die Arbeit für die Landeskirchen Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und die Reformierte Kirche Leer. 2018 wurde sie mit großer Mehrheit dann zur Dezernentin für Kirchliche Dienste in der hessen-nassauischen Kirche gewählt. 

 

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Niemöller-Medaille für Hessen-Nassaus Altpräses Ulrich Oelschläger

Foto: ekhn-Krebs
Foto: ekhn-Krebs

 

Höchste Auszeichnung der EKHN für große ehrenamtliche Verdienste

 

Der frühere Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrich Oelschläger, ist am Donnerstag (27. April) in Frankfurt am Main für seine Verdienste in der evangelischen Kirche mit der Martin-Niemöller-Medaille ausgezeichnet worden. Es ist die höchste Ehrung der hessen-nassauischen Kirche für ehrenamtliches Engagement. Oelschläger lenkte als Präses die Geschicke des maßgeblichen Entscheidungsorgans der EKHN zwölf Jahre lang, nachdem er seit 1992 der Synode angehörte. Der 75 Jahre alte ehemalige Studiendirektor aus Worms gilt auch als Experte für den jüdisch-christlichen Dialog. Im Februar erhielt er das Bundesverdienstkreuz unter anderem für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und sein Engagement „gegen das Vergessen, Verdrängen und Verfälschen“. 

 

Jung: umfassendes Engagement von Ulrich Oelschläger

 

In seiner Laudatio hob der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hervor, dass mit der Verleihung der Martin Niemöller-Medaille an Ulrich Oelschläger „ein wirklich umfassendes kirchliches und deutlich erkennbar über die Kirche hinausreichendes Engagement gewürdigt“ werde.  Er habe wesentlich dazu beigetragen, dass die Synode sich immer wieder erkennbar positioniert habe – „nicht Aktualität heischend, sondern aus der Verpflichtung des Glaubens heraus, für alle Menschen, ihre Rechte und ihre Würde einzutreten.“ Dies bedeute unter anderem jeder Form von Antijudaismus, Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung, Unrecht und Ungerechtigkeit entgegenzutreten. „So der Welt zugewandt förderte er, wo immer er konnte, die Ökumene und das interreligiöse Gespräch“, sagte Jung.  In einem historischen Rückblick wird nach Ansicht Jungs auch herausgestellt werden, wie Oelschläger und der Kirchensynodalvorstand es geschafft hätten, in der Corona-Pandemie die synodale Arbeit durch kluge Vorausschau aufrechtzuerhalten.

 

Pfeiffer: Hessen-Nassau nachhaltig geprägt

 

Die amtierende Präses der EKHN-Kirchensynode, Birgit Pfeiffer, würdigte Oelschläger „als sehr erfahrenen und immer souveränen“ Versammlungsleiter. Mit seinem Engagement für den christlich-jüdischen Dialog und für die junge Generation habe er die EKHN „nachhaltig geprägt“. Seinen Humor und seine umfassenden literarischen Kenntnisse habe er vermittelnd eingebracht und dadurch zum respektvollen und geschwisterlichen Ton auch bei kontroversen Debatten beigetragen. Die von ihm überreichten „rheinhessischen Blumensträuße“, mit denen er Wein-Präsente umschrieben habe, seien inzwischen zu einem geflügelten Wort in der EKHN geworden.

 

Zur Person: Ulrich Oelschläger

Dr. Ulrich Oelschläger wurde am 8. September 1946 in Oberhausen in eine Pfarrfamilie hineingeboren und ist in Bielefeld aufgewachsen. Als Zwölfjähriger gelangte er ins rheinhessische Fürfeld im Dekanat Wöllstein. Nach dem Abitur am altsprachlichen Gymnasium in Bad Kreuznach (1966) studierte Oelschläger in Mainz Germanistik, Theologie, Philosophie und Deutsche Volkskunde. Nach dem Zweiten Staatsexamen wurde er Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal und unterrichtete dort Deutsch, evangelische Religion, Philosophie und Ethik sowie Hebräisch. Ab 1981 war er Studiendirektor bei der Schulaufsicht als Fachberater für Evangelische Religion. Berufsbegleitend studierte er von 1994 bis 2004 in Mainz an der Evangelischen Theologischen Fakultät Judaistik und schloss mit einer Promotion zum jüdisch-christlichen Verhältnis ab. Oelschläger wohnt seit 1972 mit seiner Frau in Worms. Erstmals war er 1986 er Kirchenvorsteher in der Wormser Magnusgemeinde. Er gehörte unter anderem der Dekanatssynode Worms-Wonnegau an und hat als letzter Präses des selbständigen Dekanates Worms die Vereinigung der Dekanate Worms und Osthofen mit gestaltet. Mitglied der Kirchensynode der EKHN war Oelschläger seit 1992. Von 1998 an gehörte er zudem dem Kirchensynodalvorstand (KSV) an. Oelschläger engagiert sich stark im Jüdisch-Christlichen Dialog. Er gehörte zudem dem deutschlandweiten Lenkungsausschuss für das Reformationsjubiläum 2017 an. Oelschläger ist neben einem vielfältigen Engagement in Worms auch Mitglied im Kuratorium der Ehrenamtsakademie der EKHN und der Stiftung der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau (EJHN) gewesen.

 

Hintergrund: Niemöller-Medaille

Die Martin-Niemöller-Medaille ist die höchste Auszeichnung der EKHN. Sie wird von der Kirchenleitung vergeben, die damit ehrenamtlichen Einsatz und besonders herausragendes Engagement mit gesamtkirchlicher Bedeutung würdigt. Die Auszeichnung ist nach dem ersten Kirchenpräsidenten der EKHN, Martin Niemöller (1892-1984), benannt, der auch als kompromissloser Friedenskämpfer und Gegner des Nationalsozialismus weltweit Anerkennung fand.

 

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Jung: Kampf gegen Klimawandel gehört zur Glaubwürdigkeit der Kirche

Foto: ekhn
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EKHN-Kirchenpräsident nimmt auf Synode Thema „Zeit“ in den Blick

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat das Anliegen der „Letzen Generation“, die Umwelt zu bewahren als berechtigt bezeichnet, aber zugleich die Protestformen der Aktivistinnen und Aktivisten in Frage gestellt. Die „Letzte Generation“ führe mit ihren Aktionen in aller Dringlichkeit die unausweichlichen Folgen des Klimawandels vor Augen, sagte Jung am Donnerstag (27. April) vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode. Sie stünden damit auch in der biblischen Tradition endzeitlicher Denker wie der Propheten oder sogar Jesus selbst. Mit ihren Unheils-Ansagen wollten sie zugleich den Eintritt der Katastrophe verhindern, so Jung. Gleichzeitig stellte Jung die Protestformen der Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten der „Letzten Generation“ in Frage. Ihre Aktionen stünden in der Gefahr, „dass sie zwar mediale Aufmerksamkeit wecken, aber von der eigentlichen Auseinandersetzung wegführen mit dem, was gegen den Klimawandel zu tun ist“. 

 

Kampf gegen Klimawandel ist Aufgabe der Kirche

Nach Ansicht Jungs ist es zugleich „unmöglich, den kirchlichen Auftrag von den gegenwärtigen Herausforderungen des Klimawandels zu lösen“. Wie Kirche sich den Herausforderungen stelle, sei „Teil der Glaubwürdigkeit unserer Botschaft“. Jung: „Diese Welt ist die uns von Gott anvertraute Welt, sie ist Schöpfung Gottes, die Gott geschaffen hat und erhält. Die Welt ist Gabe Gottes, die Gott uns anvertraut, und zwar so, dass Gott uns mit in die Verantwortung für diese Welt und das Leben auf dieser Welt nimmt. Dazu gehört, dass wir sorgsam mit der uns anvertrauten Welt umgehen, dass wir sie nicht ausbeuten und ruinieren. Dazu gehört, dass wir uns um die gerechte Teilhabe aller Menschen auf dieser Welt mühen.“

 

Verantwortung für Friedensgestaltung übernehmen

Jung ging in seinem Bericht vor der Synode unter dem Titel „Jetzt ist die Zeit“ auch auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein. Der Konflikt habe eine für verlässlich gehaltene Friedens- und Sicherheitsordnung zerstört. Daraufhin habe Bundeskanzler Olaf Scholz von einer Zeitenwende gesprochen, die vor allem zur Begründung dafür gedient habe, 100 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, um die Bundeswehr neu auszurüsten. Nach Worten Jungs bleibe es aus evangelischer Sicht wichtig, eine „Grundorientierung“ beizubehalten, die den Frieden fördert. Es sei unter anderem deshalb „sehr problematisch, wenn die Lösung des gegenwärtigen Krieges in den Kategorien von Sieg und Niederlage gesucht wird.“ Evangelische Friedensethik kritisiere sicherheitspolitische Konzepte, die nationalistisch und militaristisch geprägt sind. Jung: „Einer Zeitenwende in diesem Sinn muss und kann auch mit der Zeitansage des Jesus von Nazareth widersprochen werden. Das ist dann kein naiver Pazifismus, sondern Pazifismus, der Verantwortung für die Friedensgestaltung übernimmt.“  Die messbaren und politisch umzusetzenden Elemente eines gerechten Friedens seien aus Sicht der evangelischen Ethik der Schutz vor Gewalt, der Abbau von Not, die Förderung der Freiheit sowie die Achtung kultureller und religiöser Vielfalt. 

 

Kirche in Zeit der tiefgreifenden Veränderung

Nach Worten von Jung befinde sich die Kirche selbst zudem „in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen“. Als Beispiel nannte er hohe Austrittszahlen trotz vielfältiger Gemeindeangebote, großem Engagement etwa in der Kommunikationsarbeit oder dem eingeleiteten Reformprozess „ekhn2030“. Jung: „Wir sind eine Kirche im Umbruch. Wir sehen deutlich, dass wir nicht an Vergangenem festhalten können.“ Die „Zeitansage Jesu“ fordere heraus, „dass wir uns neu orientieren, auch zur Umkehr, wo Umkehr nötig ist“. Es gehe in der Kirche darum, zu erkennen, „was jetzt zu tun ist und nicht zu übersehen, wo vielleicht längst schon Neues entsteht“. Jung: „Meines Erachtens ist es geistlich auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass Gottes Verheißung für die Seinen niemals die war, dass der Weg leicht sein würde. Zum Weg des Evangeliums und derer, die es verkünden, gehört auch, Widerstand zu erleben, manchmal sogar Feindschaft oder einfach Gleichgültigkeit. Immer aber geht es darum, sich gegenseitig zu bestärken, gemeinsam Halt zu suchen in Gottesdienst und Gebet. Und es geht darum, sich auf den Weg zu machen, weil Gottes Reich nah ist und immer wieder neu seine Kraft entfaltet.“

Der vollständige Bericht des Kirchenpräsidenten 2023 steht auf dieser Seite im Wortlaut zum Download bereit (rechte untere Spalte):

https://www.ekhn.de/ueber-uns/presse/mediathek/berichte-des-kirchenpraesidenten.html

 

Direkter Link zum Bericht:
https://www.ekhn.de/fileadmin/content/ekhn.de/download/synode/kp_bericht/26-03-2023_KP_Synodenbericht.pdf

 

Mehr Informationen im Internet unter

 

www.ekhn.de


Evangelische Kirchensynode zwischen Reformen, Letzter Generation und queeren Menschen

Foto: ekhn
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Hessen-Nassaus „Kirchenparlament“ hat begonnen – Pressekonferenz 28. April, 13.30 Uhr

 

Die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Donnerstagmorgen in Frankfurt am Main mit einem Gottesdienst begonnen. Noch bis Samstag beraten die 120 ehrenamtlichen Delegierten des mit einem Parlament vergleichbaren Gremiums unter der Leitung von Präses Birgit Pfeiffer im Dominikanerkloster über mehr als 40 Tagesordnungspunkte. Die Aussprache wird live im Internet übertragen auf www.ekhn.de.

 

Auftakt mit Bericht, Ehrung und Wahl

Zum Auftakt der Synodentagung steht am Donnerstag der Bericht von Kirchenpräsident Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft auf der Agenda. Jung hat angekündigt, auf die politische „Zeitenwende“ und das Thema „Letzte Generation“ einzugehen. Danach soll der langjährige frühere Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, bei dem Treffen mit der höchsten Auszeichnung der EKHN geehrt werden, der Martin-Niemöller-Medaille. Am Nachmittag steht dann die Wiederwahl von Dezernentin Melanie Beiner auf der Tagesordnung. Die Theologin ist seit 2018 für alle Aspekte der Gestaltung kirchlicher Praxis sowie für die Arbeitszentren der EKHN zuständig.

 

Ausblick auf die Synode am Freitag

Danach wird die Synode mit umfangreichen Beratungen rund um das Reformprojekt „ekhn2030“ beginnen. Am Freitag geht es unter anderem darum, neben Kürzungen bei Personal und Finanzen auch kreative Pilotprojekte mit einem Millionenbetrag zu fördern. Auch die Zukunft der evangelischen Grundschule in Weiten-Gesäß sowie der Jugendbildungsstätte „Kloster Höchst“ im Odenwald sollen bis Samstag diskutiert werden. Zudem wird sich die Synode am Freitag mit dem Thema queere Menschen und der Situation besonders schutzbedürftiger Geflüchteter beschäftigen. Mit Spannung wird am Freitagmittag die Wahl eines neuen Propstes oder einer neue Pröpstin für den Bereich Oberhessen erwartet. Es kandidieren der Hungener Gemeindepfarrer Marcus Kleinert (53) und die Frankfurter Studierendenpfarrerin Anke Spory (54).

 

Mehr Informationen und Livestream im Internet unter

www.ekhn.de/Synode

 

 

Ausführlicher Vorbericht:
https://www.ekhn.de/aktuell/detailmagazin/news/synode-mit-zeitansage-reformprozess-und-queerem-statement.html