„Einfach anfangen – einfach Mut haben“

Der Propsteitag 2025 in Lich bringt Kirche und Diakonie ins Gespräch

13. Juni 2025

Wie können Kirche und Diakonie vor Ort gemeinsam wirken – besonders im ländlichen Raum? Welche Netzwerke bestehen bereits, und was braucht es, um neue Verbindungen zu stärken? Unter dem Motto „Regionale Netzwerke stärken – Kirche und Regionale Diakonie“ hatte die Propstei Oberhessen, zu der auch das Evangelische Dekanat Büdinger Land gehört, jetzt zum Propsteitag nach Lich eingeladen.

 

Pröpstin Dr. Anke Spory eröffnete die Veranstaltung in der Mareienstiftskirche Lich mit einem herzlichen Dank an alle Beteiligten und spannte in ihrer Begrüßung den thematischen Bogen des Tages: „Was muss geschehen, damit wir heute Abend sagen können: Das hat sich gelohnt?“ Ziel des Tages sei es, sich als Kirche und Diakonie besser kennenzulernen – vor Ort, mit Gesichtern, als Menschen, die für Themen stehen. Als Symbol dafür, dass etwas wachsen soll, lagen Samenkugeln auf den Kirchenbänken.

 

Einen nachdenklich-bewegenden Impuls gab die Theologin, Publizistin und langjährige EKD-Sozialreferentin Cornelia Coenen-Marx (Agentur „Seele und Sorge“). Sie zeichnete ein facettenreiches Bild von Diakonie als gelebter Sorge – für andere und füreinander. In einer Kennenlern-Runde standen die Teilnehmenden im Kirchengang aufgereiht: Wie lange bist du schon auf deiner aktuellen Arbeitsstelle? Von „11 Tagen“ bis „36 Jahre“ war alles dabei. Aus den Fragen Wofür brennst du? Was ist dein Thema? entwickelten sich Gespräche, Beziehungen, Ideen.

 

„Diakonie ist auch das, was zwischen uns geschieht“, so Coenen-Marx. Sie sprach über sorgende Gemeinschaften, neue Wohnformen, Nachbarschaftsnetzwerke – und über die Bedeutung von Begegnungsorten, die niedrigschwellig und offen für alle sind. „Vielfalt tut gut“, betonte sie, und: „Wir schaffen gute Orte, wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen: Lebensmittel, Lebenssinn und Lebensbegleitung sein.“

 

Einen tiefen Einblick in ihre tägliche Arbeit gaben die Regionale Diakonie Oberhessen und die Regionale Diakonie Gießen. Bereichsleitungen stellten ihre breit gefächerten Arbeitsfelder vor. Für die Landkreise Wetterau und Vogelsberg sind das Teilhabezentren, Wohnungslosenhilfe, Straffälligenhilfe, Beratung für Schwangere, Arbeitsintegration, Schuldnerberatung, Paar- und Familienberatung, Erziehungsberatung, Jugendhilfe, Antidiskriminierungsberatung, Kindertagespflege – die Liste ist lang. Doch viele Menschen wissen zu wenig über diese Angebote oder sind so belastet, dass sie sich keine Hilfe mehr organisieren können. Kirche und Diakonie müssen deshalb enger zusammenrücken – und gemeinsam noch sichtbarer und ansprechbarer werden.

 

Zum Schluss dankte Pröpstin Spory allen, die zum Gelingen beigetragen hatten: Pfarrer Lutz Neumeier (Kirchengemeinde Lich), Dr. Dorette Seibert (Dekanin im Dekanat), Sigrid Unglaub (Leiterin Regionale Diakonie Gießen) und Christoff Jung (Leiter Regionale Diakonie Oberhessen). Spory griff das Bild vom „Acker“ wieder auf: „Manches fällt auf felsigen Boden, manches geht nicht auf – aber manches bringt Frucht.“

 

Tobias Lauer, Geschäftsführer der Regionalen Diakonie Hessen-Nassau (RDHN), formulierte es zum Schluss so: „Sehen wir diesen Tag als Startschuss für gute Zusammenarbeit. Hören wir zu, öffnen wir unser Herz – und vor allem: Haben wir einfach Mut. Reden wir mit den Menschen. Fangen wir an.“ (pm)

 

INFO

 

Die Propstei Oberhessen, eine von fünf Propsteien in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), umfasst fünf Dekanate mit über 300 Kirchengemeinden in den Landkreisen Gießen, Wetterau und Vogelsberg. Hier leben rund 335.000 evangelische Christinnen und Christen, begleitet von über 280 Pfarrerinnen und Pfarrern.

 

Die Regionale Diakonie Hessen-Nassau ist eine 2021 gegründete gemeinnützige GmbH unter dem Dach der EKHN. Sie vereint alle sozialen Dienste in 17 Regionen mit über 200 Standorten – von der Migrationsberatung über Wohnungslosenhilfe bis zu Schwangerenberatung und Tafeln. Rund 130.000 Menschen erhalten jährlich Hilfe, getragen von rund 1.500 Mitarbeitenden und 5.000 Ehrenamtlichen.

 

Seit 2023 ist die RDHN organisatorisch Teil der EKHN. Damit soll nicht nur die Zusammenarbeit effizienter werden, sondern auch das soziale Engagement der Kirche als integraler Bestandteil kirchlichen Lebens sichtbarer werden.