Dass Kirche auf dem Land lebendig bleibt, liegt ihr am Herzen, sagt Daniela Wieners. „Ich habe auch schon Ideen, diese Herausforderung anzugehen.“ Zunächst aber will die 44 Jahre alte Theologin die Menschen und ihre Themen im Nachbarschaftsraum Konradsdorf kennenlernen. Dort ist sie seit dem 1. August als Pfarrerin zuständig, besonders für die Seelsorgebezirke Effolderbach, Selters und Wippenbach.
Nein, sie ist nicht die neue Pfarrerin von Ranstadt, muss sie jetzt manchmal erklären, denn mit ihrem Ehemann, einem Lehrer, und den zwei elf und acht Jahre alten Söhnen hat sie das leer stehende evangelische Pfarrhaus in Ranstadt bezogen. „Wir sind dankbar, dass wir dieses Haus mieten können“, freut sie sich – ein altes, holzverschindeltes Haus mit grünen Fensterläden, das Geschichte(n) erzählt. Vom großen Esstisch aus schweift der Blick über rote Dächer weit hinaus ins Grüne. Das Dorfleben, es ist gewollt: „Ich mag das sehr, ich brauche die Natur um mich herum“, bekennt Daniela Wieners.
Geboren ist sie in Thüringen, aufgewachsen in Sachsen in einer ländlich geprägten Gegend. Ihr Großvater war Pfarrer, die Eltern sind kirchlich engagiert. „Mit 18 hätte ich mir allerdings nicht vorstellen können, Pfarrerin zu werden“, erinnert sich Daniela Wieners. Sie studiert zuerst in Dresden Kunst und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Nach dem 1. Staatsexamen wechselt sie an die Universität Jena und studiert Theologie als drittes Unterrichtsfach. „Und da habe ich gemerkt: Das ist mein Weg, ich will Pfarrerin werden.“
Nicht nur ihre Berufung findet sie in Jena. In der Evangelischen Studentengemeinde lernt sie auch ihren späteren Ehemann kennen, einen Lehramtsstudenten aus Gelnhausen. Nach dem Studium gehen sie gemeinsam nach Sontra, das zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört, um ihre Ausbildungen abzuschließen – sie ins Vikariat, er ins Referendariat.
Im Evangelischen Dekanat Büdinger Land hat Daniela Wieners nach Sinntal und Hanau-Steinheim nun ihre dritte Pfarrstelle angetreten. Wegen der Familie suchte sie ganz bewusst nach einer dauerhaften halben Stelle. „Ich bin glücklich, die hier gefunden zu haben“. Zum einen seien halbe Stellen rar gesät, zum anderen passe das Umfeld – sowohl privat mit gut erreichbaren Schulen als auch beruflich mit einem engagierten Team im Nachbarschaftsraum.
Ein guter Einstieg ist ihr wichtig, eine Orientierung in alle Richtungen, schauen, wie ihre Neigungen und Talente mit den Bedürfnissen und Erwartungen an ihrer neuen Wirkungsstätte zusammenspielen. Einen Gottesdienst an der Nidder hat sie schon gefeiert, bei einem Kirchenvorstands-Wochenende in Fulda Kontakte geknüpft, den Religionsunterricht an der Grundschule Ortenberg aufgenommen und mit der Konfi-Gruppe gearbeitet. Zwei Erntedank-Gottesdienste in Wippenbach und Effolderbach, ebenfalls unter freiem Himmel, sind in Planung.
„Momentan ist ja alles in der Entwicklung“, spielt Daniela Wieners auf den Strukturwandel in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an. Der Bedeutungsverlust von Kirche, der Haupt- wie Ehrenamtliche landauf, landab umtreibt, ist für Daniela Wieners mehr eine Herausforderung als ein Problem: „Wir waren schon immer ein kleiner, aber aktiver Kreis“, erinnert sie sich an ihre Kindheit in der ehemaligen DDR. „Schulgottesdienste oder Martinsumzüge habe ich erst nach der Wende kennengelernt.“
Mit dem Team im Nachbarschaftsraum Konradsdorf, zu dem Pfarrerin Regine Jünger und die Pfarrer Jürgen Füg und Alexander Wohlfahrt sowie Gemeindepädagogin Marion Gengel-Knapp gehören, will sie an einer lebendigen und gelingenden Kirche arbeiten: Konzepte entwickeln, Neues wagen und ausprobieren, „darauf freue ich mich“.