Wolken am Himmel angestrahlt von untergehender Sonne. © Birgit Arndt / fundus.media

Himmlische Impulse

Gedanken zum Sonntag

Das Pferd von Jesus

von Tanja Langer
für den 23. November 2025

Jesus hat ein Pferd! Das behauptet zumindest der vierjährige Colton in dem Film, den wir kürzlich im Kirchenkino in Eckartshausen angeschaut haben. Und mehr noch: Nach einer Nahtoderfahrung erzählt Colton recht detailliert, wie es im Himmel aussieht und wen er dort alles getroffen hat. Seinen Großvater zum Beispiel, den er im echten Leben nie traf, oder seine Schwester, die bei der Geburt starb. Und natürlich Jesus, auf dessen Schoß er sitzen durfte, und jede Menge Engel, die Lieder gesungen haben. Ist das nicht eine unglaublich schöne Vorstellung? Jesus zu treffen und natürlich auch sein Pferd, singende Engel und unsere Liebsten, die schon vor uns gegangen sind? 

Die Gemeinde, in der Coltons Vater Pastor ist, droht an dem Konflikt zwischen Glauben und Skepsis zu zerbrechen.  Der Film nutzt Coltons kindliche Sichtweise als Symbol für Unvoreingenommenheit und Reinheit. Kinder glauben ohne Zynismus – und genau das irritiert die Erwachsenenwelt. Der Film stellt die Frage, ob Erwachsene eventuell verlernt haben, „mit dem Herzen zu sehen“. 

Viele Figuren im Film tragen Schmerz und Trauer in sich, etwa durch den Verlust geliebter Menschen. Coltons Erzählungen geben einigen Trost und stellen die Möglichkeit in den Raum, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt. Der Film spricht damit universelle Fragen an:
Was passiert nach dem Tod? Wie gehen wir mit Verlust um? Wie finden wir Hoffnung? 

In diesen Tagen im November, an denen wir unserer Toten besonders gedenken, ihre Gräber besuchen, ihre Namen im Gottesdienst vorlesen, Kerzen für sie entzünden, kommen diese Fragen fast automatisch in den Sinn. Für viele Trauernde ist der Verlust noch frisch und es gibt nicht den „einen“ Weg, wie man damit umgehen kann oder soll. Keine Anleitung, keinen Waschzettel, nach dem man sich richten kann. Oder doch? 

Der christliche Journalist Eduard Kopp sagte mal: Ein Konsens, was der Himmel sei und wo er sich finden lasse, besteht am ehesten noch in der Aussage: Der Himmel ist der „Ort“, 
an dem die Menschen Gott nahe sind. Er ist kein für sie unerreichbares ­Jenseits, denn Jesus Christus hat ihn für die Menschen geöffnet. Mir persönlich reicht diese Aussage. Jeder hat natürlich das Recht zu zweifeln, aber warum sollten wir? Sich zu wünschen und daran zu glauben, dass wir im Himmel Gott ganz nahe sind, das schadet doch niemandem. Die Vorstellung, mit lieben Menschen wieder vereint zu sein, spendet uns doch Trost und lässt uns hoffen. Das kann uns Zuversicht und Halt geben, wenn die Trauer unser Leben überschatten will. Wir Christen glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat mit allem, was darinnen ist und dass Gott in Ewigkeit für seine Schöpfung sorgen wird. Und das beinhaltet möglicherweise auch das Pferd von Jesus. 

Tanja Langer ist Pfarrerin im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes

Auf einem Tisch liegen eine Bibel und ein Block. Man sieht zwei Hände, die einen text schreiben.Tobias Frick/fundus-medien.de

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