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© Birgit Arndt / fundus.media
Pfarrer Wilfried Schutt
6.15 Uhr. Der Wecker klingelt. Sonntagmorgen. Ich drücke die Schlummertaste – einmal darf man das. Halb sieben stehe ich auf. Meine Frau schläft noch. Morgenroutine im Bad. Dann runter in die Küche. Kaffee kochen. Im Deutschlandfunk läuft Klassik – das kenne ich doch. Von wem war das noch gleich?
Während der Kaffee zieht, ein Interview mit einem Historiker. Es geht um reaktionäre Tendenzen in der französischen Geschichte. Und warum französische Präsidenten gern kleine Kaiser sind. Der Kaffee ist fertig. Ich wecke meine Frau. Heute kein Frühstück. Ich ziehe mich an für meinen Einsatz. „Bringst du mir mein Handy mit nach unten?“, ruft sie. Eine Treppe rauf, zwei runter. Bewegung tut gut. Jetzt aber los, wir müssen pünktlich sein.
Von weitem schon Musik. Volle Klänge. Angekommen. Ganz schön viele Menschen heute. Die Stimmung ist gut. Noch ein paar Absprachen, dann geht es los. Volle Konzentration. Nach einiger Zeit – oh, da steigt jemand aus. Nach der Hälfte: Verpflegung. Ich sehe Gesichter. Ernst. Konzentriert. Fröhlich. Die Uhr nähert sich der vollen Stunde. Geschafft. Nein – nicht der Gottesdienst. Ich war auf einem Wettkampf.
Viele Hundert Menschen aller Altersstufen. Gemeinsam unterwegs. Jede und jeder auf der eigenen Strecke. Mit dem Ziel vor Augen: ankommen, vielleicht mit Bestzeit.
Und ich denke: Das Leben ist auch so ein Lauf. Nicht der schnelle Start zählt, sondern die Kraft, weiterzumachen, wenn es mühsam wird. Geduld, Vertrauen, innere Ruhe – sie tragen weiter als Hektik oder Ehrgeiz.
Doch wer kennt das nicht: Die Tage gleichen einem Dauerlauf. Immer etwas zu tun, immer jemand, der etwas will. Zwischen Beruf, Familie und Ansprüchen von außen geht manchmal die Orientierung verloren. Die Zeit wird knapp, Geduld ebenso. Man läuft und läuft – und fragt sich: Wofür eigentlich? Die Hektik unserer Welt macht müde, die „letzte Viertelstunde“ scheint nie aufzuhören.
Vielleicht ist genau das der Moment, an dem sich entscheidet, wie wir weitermachen. Ob wir einfach weiterhetzen – oder uns erinnern, wofür wir losgelaufen sind. Wer nur rennt, verliert leicht den Blick fürs Ziel. Wer innehält, schöpft neue Kraft.
Wer das Ziel im Blick behält, merkt unterwegs: Hoffnung ist die stärkste Antriebskraft. Leiser, aber beständiger als alles andere.
„Lauft mit Ausdauer in dem Wettkampf, der euch aufgetragen ist.“ (Hebräer 12, 1)
Wilfried Schutt ist Pfarrer im Evangelischen Dekanat Büdinger Land. Er koordiniert das kirchliche Engagement zur Landesgartenschau Oberhessen 2027.
Tobias Frick/fundus-medien.deHier finden Sie weitere „Gedanken zum Sonntag" von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Mitarbeiterinnen aus dem Dekanat Büdinger Land.
