Wunderbare Segensmomente

Musik, Sekt und Torte – Dekanat hat für „einfach heiraten“ in Dauernheim alles perfekt organisiert

13. Juli 2025

Eines der berührendsten Bilder des Tages: Eng umschlungen schreiten Bernhard Eberling und seine Frau Sabine, seit 51 Jahren ein Paar, seit 45 Jahren verheiratet, zum Altar.

Dankbarkeit, Demut und das Glück, mit einem vertrauten Menschen gemeinsam durchs Leben zu gehen, waren die Beweggründe vieler Paare, die sich am Samstag an der evangelischen Kirche in Dauernheim eingefunden hatten. „einfach heiraten“ – so schlicht formuliert war die Einladung des Evangelischen Dekanats Büdinger Land: Kommt vorbei, gerne ganz spontan, und lasst uns eure Liebe feiern. Ihr müsst euch um nichts kümmern, wir schenken euch wunderbare Segensmomente.

 

Viele berührende Geschichten bekamen Dekanin Birgit Hamrich, Pfarrerin Sonja Sternberger, die Pfarrer David Jumel, Leroy Pfannkuchen, Alexander Starck sowie Vikar Tobias Vonderlehr im Laufe des Tages zu hören. 18 Paare haben sie in der Kirche und unter der großen Linde hinter der Kirche getraut oder gesegnet. Mehrheitlich waren diese mit Anmeldung, zum Teil aber auch kurz entschlossen und ganz spontan nach Dauernheim gekommen.

 

Die jungen Eltern zweier Kleinkinder waren die ersten, die sich kirchlich trauen ließen. Und sie brachten viele Gäste mit. Binnen einer Woche hatten sie diese Hochzeit organisiert. Per WhatsApp. Nach der Trauung und einem Sektempfang im Grünen vor der Kirche ging es nach Hause, um im Garten mit der Familie zu feiern.

 

Auf sie folgten viele Menschen fortgeschrittenen Alters, die um Segen baten für eine lange Liebe, für eine Ehe, in der man auch nach 20 oder 30 Jahren noch gemeinsam lachen kann, für eine stabile Partnerschaft, die Krankheit und Krisen überstanden hat, für eine wachsende Familie mit Kindern und Enkelkindern – oder schlicht für die Freude aneinander.

 

Da waren die 70-Jährigen aus Frankfurt, sie im luftigen weißen Sommerkleid, er das lange Haar zu einem Zopf gebunden, die zu „Nothing else matters“ (Nichts anderes zählt) von Metallica aus der Bluetooth-Box unter der großen Linde Händchen hielten. Später bat er: „Bringen sie bloß kein Foto von uns in die Zeitung, niemand weiß, dass wir heute hier sind.“

 

Oder das Ehepaar aus Mainz, beide katholisch. Zwei Menschen, die sich genügten. Er im Anzug mit Fliege, sie im schicken weißen Kleid mit rosa Blüte am Gürtel. Weil sie schon einmal verheiratet war (für die katholische Kirche ist eine kirchliche Heirat auch nach der zivilen Scheidung gültig), sie sich aber Gottes Segen für ihre Ehe wünschten, hatten sie den Weg nach Dauernheim gefunden, sichtlich berührt von der schönen Atmosphäre, die sie dort vorfanden.

 

Der sportliche Eindruck täuschte nicht, den das hochgewachsene Paar in seinen 60ern erweckte. Direkt von einem Tanzturnier kamen sie, um sich an ihrem 40. Hochzeitstag segnen zu lassen. Im Tanzkurs hatten sie sich einst kennengelernt. Mit dem Turniertanz allerdings haben sie erst im Alter von 60 Jahren angefangen – nach einem schweren Unfall und einer Wirbelsäulen-OP. Zeit, für das alles zu danken, fanden sie. Und entschwanden zum nächsten Turnier.

 

Bäckermeister Carsten Wagner aus Geiß-Nidda war wohl ins Grübeln geraten, ob eine Segensfeier nach 31 Ehejahren nicht auch etwas für ihn und seine Frau Regina wäre, als er die Hochzeitstorten für das Dekanat entwarf, die jedes Paar nach der Trauung beziehungsweise Segnung erhalten sollte. Und siehe da: Nachdem sie am Samstag die Backstube geschlossen hatten, standen auch die Wagners vor dem Altar.

 

Einen kurzen Weg hatten Kirchenvorsteher Bernhard Eberling und seine Frau Sabine aus Ranstadt, seit 51 Jahren ein Paar, seit 45 Jahren verheiratet. Vieles haben sie schon gemeistert, gerade ist ihr erstes Enkelkind geboren. Genug Gründe, innezuhalten. Eng umschlungen schritten sie zum Altar. Am Morgen hatten sie spaßeshalber Hochzeitsanzug und Hochzeitskleid aus dem Jahr 1980 anprobiert. Auch das festliche Gewand „passt noch!“, stellten sie zufrieden fest.

 

Kirchenvorsteher Stefan Neiter aus Mockstadt packte beim Auf- und Abbauen mit an und zwischendrin führte er seine Frau Anja zum Altar.

 

Was wäre Heiraten ohne Musik? Aus fünf eigens für den Tag zusammengestellten Playlists konnten die Paare wählen. Klassik, Jazz und Tango, Pop und Kirchenlieder – alles war dabei. Diana Perez und Georg Crostewitz (Gitarre und Gesang), Sarah Becker (Orgel), Hannah Christmann (Orgel und E-Piano) und Loreen Bach (Gesang), das Klarinetten-Quartett „Quattrio“ um Pfarrer Markus Christ sowie Kai Strauß (Gitarre und Gesang), sie alle sorgten mit großartigen Interpretationen für die vielzitierten Gänsehaut-Momente. Laurenz Seipel hielt die besonderen Momente mit der Kamera fest.

 

Viele helfende Hände

 

Auch sonst war alles perfekt organisiert: Tim Bourree, Hannah Haase, Colin McLemore, Malin Ungermann, Melina Pöhnl von der Evangelischen Jugend Büdinger Land und Dekanatsjugendreferentin Anna Lena Fleeth betrieben die (alkoholfreie) Cocktailbar und schenkten den Sekt zum Anstoßen aus, Andrea Seum und Bettina Schlegel aus dem Dekanatsbüro kümmerten sich um die Bürokratie sowie um das Schnittchen-Büffet, Referentin Maria-Louise Seipel hielt die Fäden im Außen zusammen, Nik Vonderlehr sorgte für den reibungslosen Ablauf im Hintergrund. Beim Auf- und Abbau halfen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher der Evangelischen Kirche in den Auen mit. Für vergänglichen Zauber über dem Hof sorgte eine Seifenblasenmaschine, die dem Dekanat von Anke Kleffmann zur Verfügung gestellt worden war. (jub)