8. Juli 2025
„Willkommen an Bord“ war der Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Gedern überschrieben, mit dem 14 Kirchengemeinden von Burkhards bis Rinderbügen, von Hirzenhain bis Volkartshain ihr neues Miteinander als Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht gefeiert haben.
Hauptamtliche – Pfarrerinnen und Pfarrer – und Ehrenamtliche – Lektorinnen und Prädikanten – gestalteten den Gottesdienst, ein Projektchor mit über 50 Stimmen aus der Region unter der Leitung von Dekanatskantor Kiwon Lee sowie Herbert Vonhof an der Orgel und Volker Bilz auf der Oboe begleiteten die Wortbeiträge mit Musik. Gemeinsam schufen sie eine Atmosphäre, die von Zuversicht, Mut und Gottvertrauen geprägt war.
Die Erwartungen im Vorfeld waren zurückhaltend: Wie nehmen die Menschen den Strukturwandel in der Evangelischen Kirche und Hessen und Nassau wahr, der die Ursache für diesen Zusammenschluss ist? Würden sie überhaupt zu einem zentralen Festgottesdienst kommen?
Sie kamen. Von überall her strömten sie zum Glockengeläut in die Kirche, die schließlich voll besetzt war mit Menschen aus dem gesamten Nachbarschaftsraum. Feierlich mit einem Vivace aus einer Sonate für Oboe und Orgel von Giuseppe Sammartini eröffneten Herbert Vonhof und Volker Bilz diesen Gottesdienst.
„Willkommen an Bord“ begrüßte Pfarrer Ulrich Bauersfeld, stellvertretender Dekan des Evangelischen Dekanats Büdinger Land. Bewusst habe das Verkündigungsteam das „Schiff als Symbol fürs Unterwegssein auf dem Meer der Zeit“ als Motto gewählt. Um das auch optisch darzustellen, hatte Lektor Jan Röder ein großes Schiff mit Platz für viele Menschen als Modell gebaut und auf dem Altar platziert.
Das Motiv „Schiff“ zog sich durch den Gottesdienst– mit ganz unterschiedlichen Bezugnahmen, Bildern und Assoziationen für die Chancen und die Herausforderungen dieser Zusammenarbeit. Mit dem Lied „Vertraut den neuen Wegen“ setzte der eigens für diesen Gottesdienst gebildete Projektchor den Grundton für das künftige Arbeiten im Nachbarschaftsraum.
„Wir setzen die Segel und knüpfen neue Netze“, sagte Prädikantin Anette Klehm, „noch sind wir vorsichtig.“ Pfarrer Michael Kuhnke ergänzte: „Wir wagen uns in unbekannte Gewässer, aber wir sind eine größere Mannschaft und haben ein gemeinsames Ziel. Und es macht Spaß Neues zu wagen.“
Aber es gibt auch Angst vor Veränderung: „Ich fühle mich wohl auf meinem kleinen Boot. Das Schiff ist groß und ich habe Angst, mich zu verlieren“, äußerte Prädikant Bernd Sinner seine Sorgen. Auch Ungewissheit gibt es: „Viele verlassen das Schiff. Ihnen ist egal, was wir tun und was wird“, sagte Vikar Tobias Vonderlehr.
Pfarrerin Kerstin Hillgärtner zitierte eine Bibelstelle aus dem 1. Korintherbrief über die geistlichen Gaben und die Einheit der Gemeinde als „Leib Christi“. Der Apostel Paulus erklärt darin, dass es viele verschiedene geistliche Gaben gibt, aber einen Geist, der sie bewirkt – Einheit in Vielfalt.
„Die Kirche im Dorf bot ein Zuhause, die Gemeinde war unser Leben“, sagte Prädikant Peter Wagner. „Diese Traditionen sind wertvoll und die nehmen wir nun mit. Daraus wächst das, was kommt.“ Alle seien willkommen „unter der Flagge des Herrn gemeinsam unterwegs zu sein“, lud Lektor Matthias Appel ein, an Bord zu gehen. „Wir haben ein Ziel vor Augen und eine Kraft die uns hilft, zu diesem Ziel zu gelangen.“
„Macher und Mahner, alle sind dabei“, brachte Lektorin Andrea Reutzel die Ambivalenz des Prozesses auf den Punkt. „Wir sind neugierig, voller Vorfreude, und gleichzeitig unsicher und ängstlich. Denn keiner hat das Schiff Nachbarschaftsraum schon ausprobiert.“
Am Ende der Predigt ermutigte Pfarrerin Andrea Klimm-Haag, sich unverzagt der Aufgabe Nachbarschaftsraum zu stellen. „Wir sitzen alle in einem Boot.“ Sie erinnerte an eine Stelle im Markusevangelium: Auf dem See Genezareth gerät das Boot der Jünger in einen Sturm. In Panik wecken sie den schlafenden Jesus. Der stillt Wind und Wellen und sagt: „Warum habt ihr Angst? Habt ihr keinen Glauben?“
Im Anschluss waren alle aufgefordert, auf ein gutes Miteinander anzustoßen und die Nachbarn im Gespräch besser kennenzulernen. Eine Einladung, die gerne angenommen wurde. In der Kirche und vor der Kirche fanden sich rasch wechselnde Gruppen zusammen, in denen viele Ideen für gemeinsames Tun entwickelt und besprochen wurden. Fazit des Verkündigungsteams: „Das war ein richtig guter Auftakt. Leinen los!“ (jub)
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26