- Veranstaltungen
- Arbeitsfelder
- Das Dekanat
- Landesgartenschau 2027
- Nachbarschaftsräume
- Veranstaltungen
- Arbeitsfelder
- Das Dekanat
- Landesgartenschau 2027
- Nachbarschaftsräume
für den 12. Oktober 2025
Nein, ich habe sie leider noch nicht mitgesungen, die Johannes-Passion von Bach. Es ergab sich einfach kei-ne Gelegenheit. Doch ich habe sie schon oft gehört – oder Teile dar-aus. Besonders beeindruckt mich der Eingangschor: „Herr, unser Herr-scher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist!“ Der Text stammt aus Psalm 8,2. Er ist einer der heutigen Verse in den Herrnhuter Losungen.
Die Johannes-Passion ist beeindruckend. Und viele andere musikalische Werke sind dies auch. Einige wenige davon durfte ich in meinem Leben mitsingen – zum Beispiel das Weih-nachtsoratorium, das wir nun in die-sem Herbst für den Zweiten Advent wieder einstudieren.
Singen tut gut! Das Singen von eher anspruchsvollen Oratorien – aber ge-nauso das Singen von einfachen Lie-dern und Gesängen. So freue ich mich zum Beispiel heute auf den Lieder-nachmittag in der Weningser Kirche. Gemeinsam ein paar geistliche Lieder singen – unter fachkundiger Anlei-tung: Auch das ist Gottesdienst.
Singen tut gut. Und Singen ist wich-tig – auch im Leben eines Christen-menschen. Klar - nicht alle haben dafür eine Ader. Aber vielen Men-schen kann die Musik etwas geben – auch die selbst gestaltete Musik, so wie das Singen von Liedern.
Mit unseren Liedern können wir viel von dem ausdrücken, was uns so auf der Seele liegt. Wir können Gott lo-ben – wie im Eingangschor der Johan-nes-Passion. Doch wir können auch alles andere mit unseren Liedern ausdrücken: Klage, Ratlosigkeit, Bitte um Hilfe, Dankbarkeit. Es gibt so viele Lieder in unseren Gesangbü-chern und anderswo – ältere Lieder aber auch viele neue, moderne, in sehr unterschiedlichen Musikrichtun-gen. Viele Liedtexte sind direkt ein Gebet. Oder sie beschreiben unser Ergehen, das wir dann – auch im Sin-gen – zu Gott bringen, vor ihm aus-breiten dürfen.
Dabei kommt es nicht unbedingt auf Perfektion an. Klar: Für die Auffüh-rung eines Oratoriums ist es schon von Vorteil, wenn am Ende der Proben alle Chormitglieder die richtigen Töne treffen. Aber außerhalb von Konzerten, beim schlichten Singen im Gottesdienst, beim Liedernachmittag, bei der Wanderung oder im Wohnzimmer – sei es alleine oder in der Gruppe: Da ist der perfekte Ton nicht das Wichtigste, sondern vor allem: Das Kommen zu Gott in der Musik. Singen tut gut! Es kann unsere Seele näher zu Gott bringen.
Ulrich Bauersfeld ist stellvertretender Dekan und Pfarrer im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht
für den 5. Oktober 2025
Wenn mich meine Mutter als Kind mit zum Einkaufen in den Supermarkt nahm, habe ich mich immer besonders auf die Wurst- und Käsetheke gefreut. Wenn die nette, rundliche Dame mich sah, schnitt sie sofort ein „Schnippelche Fleischworscht“ ab und ich hangelte mit meinen kurzen Ärmchen nach oben und schnappte das Stück und ließ es genüsslich im Mund verschwinden. Noch während ich kaute, kam ein kurzer Schubs von meiner Mutter und die Frage: „Wie sagt man?" Mit vollem Mund nuschelte ich dann artig ein „Danke“ gen Theke. So und in ähnlichen Situationen wurde uns als Kind beigebracht, sich zu bedanken, wenn man etwas bekam.
Und nun feiern wir um das erste Oktoberwochenende herum in unseren Gemeinden das Erntedankfest. Eine Zeit, in der wir uns bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, einen vollen Kühlschrank zu haben und das täglich Brot. In der zweiten Strophe vom Erntedank-Klassiker Wir pflügen und wir streuen heißt es: …… es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Symbolisch dafür schmücken wir die Altäre mit Obst und Gemüse, in ländlichen Gemeinden auch mit einer Erntekrone, die traditionell aus den vier Getreidesorten Roggen, Weizen, Hafer und Gerste gebunden wird. In städtischen Gebieten wird der Schmuck manchmal durch Handwerkserzeugnisse ergänzt – auch sie sind Früchte der Arbeit. Ernte bedeutet eben vieles: Nahrung und Kleidung, jedes Wachsen und Gedeihen in Partnerschaft und Familie, große und kleine Erfolge im Beruf.
Bereits aus dem Mittelalter stammt die Tradition, dass die Gaben des Erntealtars bedürftigen Mitbürgern zugute kommen: Sie werden an Obdachlosenheime oder Tafeln gespendet, so auch bei uns. Bei manchen reicht es eben nicht zum „täglich Brot“. Diese Gedanken gehören auch zum Erntedank: Wertschätzen, was man hat und an die denken, die es nicht haben.
Aber ich finde ja, es geht noch um viel mehr. Erntedank regt an, sich ganz persönlich zu fragen: Was durfte bei mir im vergangenen Jahr wachsen und reifen? Vielleicht auch ein Moment, stolz auf sich selbst zu sein.
Noch eine andere Erinnerung habe ich an das „Danke“ sagen in meiner Kindheit. Meine Tante brachte mir bei, jeden Abend vor dem ins-Bett-gehen vor dem Bett zu knien und die Hände zu falten und Gott für etwas Gutes oder Schönes an diesem Tag zu danken. Und das ist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich es auch heute noch tue. Naja, zugegeben knie ich nicht mehr, ich würde kaum noch hochkommen, aber das mit dem Danken für positive Dinge eines Tages, das mache ich nach wie vor. Und es gibt immer etwas, was schön war und wofür man einfach mal Danke sagen kann. Auch ganz ohne Erntedankfest.
Tanja Langer ist Pfarrerin im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes
für den 7. September 2025
Wenn ich aus meinem Büro-Fenster schaue, sehe ich zwei Bäume. Noch sind sie überwiegend grün, aber langsam mischen sich die ersten roten Blattspitzen darunter. Bald kann ich hier wieder ein prächtiges Farbenspiel bestaunen. Wenn ich dieses Farben-Wunder sehe, denke ich: Was für ein Geschenk!
Am Ende des ersten Schöpfungsberichts in der Bibel heißt es: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (Genesis 1,31). Die bunten Blätter an den Bäumen, das Vogelgezwitscher, die reifen Äpfel – es ist sehr gut. Aber in dieses Gefühl schleicht sich für mich immer wieder auch etwas anderes: Die Welt ist nicht nur ein wunderschönes, vielfältiges Geschenk, sondern auch ein sehr zerbrechliches.
In die Freude mischt sich auch Sorge: Die vielen Schlagzeilen über die Klimakrise, Umweltverschmutzung und den Schwund vieler Tierarten machen manchmal mutlos.
Ich frage mich: Kann ich da überhaupt etwas ausrichten? Klar, ich kann häufiger zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, Plastikverpackungen vermeiden, regionale Produkte kaufen. Die Zweifel bleiben trotzdem: Mein Beitrag wirkt so klein angesichts der Größe der Welt.
Am Ende des zweiten Schöpfungsberichts in der Bibel steht: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ Gut, sich diesen Auftrag immer wieder bewusst zu machen: Wer die Schöpfung schätzt, wird automatisch sorgsamer mit ihr umgehen. Und noch etwas lese ich hier: Niemand ist allein mit dieser Aufgabe! Die Bewahrung der Erde verbindet alle Menschen.
Genau daran erinnert auch die „Ökumenische Schöpfungszeit“, die gerade viele Christinnen und Christen weltweit miteinander feiern. Bei der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung der Kirchen (katholische, evangelische und orthodoxe Christinnen und Christen nahmen daran teil), die 2007 in Herrmannstadt in Rumänien stattfand, wurde vorgeschlagen, jedes Jahr vom 1. September bis zum 4. Oktober die Schöpfung ganz bewusst in den Blick zu nehmen. Diesem Vorschlag folgen seitdem viele Menschen weltweit.
Ich finde das eine schöne Idee. In diesen Wochen will ich wieder bewusster hinschauen, was ich für unsere Erde und meine Mitgeschöpfe tun kann. Perfekt wird es nie, aber jeder Schritt zählt. Und ich will staunen: Über die bunten Blätter, Kürbisse in allen möglichen Farben und Formen, Sonnenstrahlen zwischen den Wolken und Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe klopfen.
Elisabeth Engler-Starck ist Referentin für Ökumene im Dekanat Büdinger Land
von Friedrich Fuchs
für den 31. August 2025
Moni hat jetzt einen Kunden-Stopper vor ihrem Laden. Das ist ein Ständer mit zwei Tafeln für Werbung im DIN A1–Format. Wenn ich wollte, könnte ich den auch mal sonntags für vor die Kirche bekommen. Hilft vielleicht. Monis Angebot ratterte mir sofort im Kopf. Was wäre denn ein pfiffiger Eyecatcher für Leute, die sonst nicht in die Kirche kommen? Ich habe meine Plakatsammlung durchgesehen. Sonnenblumen vor blauem Himmel mit nettem Bibelspruch. Oder Pusteblume. Weidende Schafe auf grüner Aue mit Psalm 23. Fußabdrücke in Erde mit Spuren im Sand. Wolkendurchbrechender Mond mit Dietrich Bonhoeffers guten Mächten. Ach ja und oh weh. Die gern genommenen Motive sind im Lauf der Jahre ein bisschen sehr in die Jahre geraten. Zuviel des Guten. Sozusagen.
Gute Werbung zeigt Schätze, sagte Hans. Das habe er einmal in einem Handbuch für Marketing gelesen. Dann schlug er vor: Ein Riesenfoto von unserer Kirchentür, links vier Rollatoren, rechts drei Fahrräder, denen anzusehen ist, dass sie Konfirmanden gehören. Zwei Worte Text: Komm rein! Meint er das ernst oder ironisch? fragte ich mich. Bei Hans bin ich nie sicher. Er erklärte: Die Alten und die Halbjungen sind die Schätze der Kirche. Die zeigst du. Es gibt natürlich noch ein paar dazwischen. Aber jetzt mal grob gesehen. Ich hielt dagegen: So ein Bild zischt doch nicht. Wen soll das denn ansprechen?! Hans ließ sich aber nicht abbringen. Es zischt andersrum! Wo jetzt so viele immerzu kreativ und spritzig sein wollen, ist unspritzig der neue Spritz. Wer Augen und Ohren dafür hat, den erreicht das auch. Ihr werdet es noch erleben.
Thomas wusste dazu eine starke Geschichte, die ich nachher gleich gegoogelt habe. Im dritten Jahrhundert waren die Christen in Rom noch nicht genehmigt. Der Kaiser ließ sie verfolgen. Der Bischof wurde enthauptet, der Kämmerer namens Laurentius gepeitscht. Ihm wurde befohlen, er solle binnen drei Tagen das Gemeindevermögen der weltlichen Obrigkeit abliefern. Laurentius gehorchte nicht. Er verteilte allen Kirchenbesitz unter die Mitglieder der Gemeinde. Zum festgesetzten Termin erschien er mit Bedürftigen, Armen, Kranken, Witwen und Waisen. Die seien der wahre Kirchenschatz, erklärte er. Daraufhin wurde er zum Tod durch Grillen verurteilt. Sein Erkennungszeichen in der Kirchenkunst ist deshalb ein Grillrost, den er in der Hand hält. Diese besondere Karriere ist heute nicht mehr so bekannt.
Und jetzt? Unser Gespräch drehte sich noch eine Weile um die Frage, worin der Schatz der Kirche bestehe. Ich dachte dabei eher nicht an Menschen. Beinahe hätte ich gesagt: Der Schatz der Kirche ist die Botschaft, die Gott ihr anvertraut hat. Das kam mir aber zu dogmatisch vor. Deshalb sagte ich: Der Schatz ist, dass Gott uns Menschen liebt; sonst sähe es in Sachen Liebe ziemlich trübe aus. Thomas schaute zu Hans hin und meinte: Also ein großes Plakat mit der Aufschrift: Gott liebt die Menschen! Das ist doch wirklich hübsch unspritzig! Er glaube allerdings nicht, dass dadurch mehr Leute im Gottesdienst sein werden. Es wurde ein wenig eng.
Moni riet zur Entspannung. Ein Stopper vor der Kirche müsse doch nicht in erster Linie hineinlocken. Er zeige eben, was von drinnen nach draußen geht. Oder gehen sollte.
Friedrich Fuchs ist Pfarrer der Kirchengemeinden Aulendiebach, Rohrbach und Wolf
von Kerstin Hillgärtner
für den 17. August 2025
Morgens brauche ich meinen immer gleichen Rhythmus: Kater füttern, mit dem Hund vor die Tür gehen, Hund füttern, erste Tasse Kaffee. Dann Zeitung, Nachrichten auf dem Handy und Tageslosung lesen. Und vor der zweiten Tasse Kaffee spricht mich besser niemand an.
Auch sonst habe ich gerne meine Ordnung: Meine Vorräte sind in einheitlichen Schraubgläsern verstaut, mein Schreibtisch ist voll, aber sortiert.
Am Anfang der Bibel wird erzählt, wie Gott die Welt geschaffen hat. Als erstes hat er Ordnung ins Chaos gebracht und aufgeräumt. Tag für Tag, Stück für Stück hat er Neues ins Leben gerufen und sortiert: Licht, Tag und Nacht, Erde und Meere, alles Lebendige „nach seiner Art“ (1 Mose 1,1). Und es war gut.
Mir tun mein Rhythmus und meine Ordnungsliebe gut. Die Welt um mich herum ist chaotisch genug. Weltweit verändern Dinge sich immer schneller. Da sehne ich mich nach Sicherheit, Ruhe und Frieden.
„Ordnung ist das halbe Leben“, sagt man. Aber da ist ja noch die andere Hälfte! In meinem Garten darf es an vielen Stellen wild und bunt wachsen. Wiese statt englischer Rasen, der Salat im Hochbeet darf auch blühen. Der Totholzhaufen ist sehr lebendig. Und auch im Haus darf sich die Bügelwäsche türmen und Hundespielzeug herumliegen.
In meinem Leben muss es auch nicht so ordentlich zugehen. Manchmal wäre ich gerne spontaner, verrückter, an vielen Stellen mutiger.
Gut, dass Gott am Anfang nicht bei strenger Ordnung stehengeblieben ist. „Gottes Geist wehte über dem Wasser“ (1. Mose 1,2). Das ist mehr als ein poetisches Bild. Gottes Geist ist seine lebendige, schöpferische Kraft. Er bringt Bewegung, wo Starre herrscht. Er bringt Leben, wo Leere ist. Ohne diesen Geist wäre die Schöpfung nie ins Rollen gekommen – sie wäre eine geordnete, aber leere Bühne geblieben.
Derselbe Geist wehte an Pfingsten durch Jerusalem. Er machte aus verängstigten Jüngern mutige Boten und Botinnen. Er schenkte ihnen Worte, die Herzen trafen, und eine Freude, die Grenzen sprengte.
Und dieser Geist wirkt auch heute noch. Er unterbricht meine Routinen, gibt mir neue Gedanken ein, schenkt mir Kraft, die ich nicht aus mir selbst habe. Er lädt mich ein, über den Tellerrand meiner Ordnungsliebe hinauszugehen. So lebe und glaube ich zwischen meiner Liebe zur Ordnung und meiner Sehnsucht nach Sicherheit auf der einen Seite und Freude an Überraschungen und kreativem Chaos auf der anderen Seite.
Mal schauen, was die nächste Woche bringen wird!
Kerstin Hillgärtner ist Pfarrerin im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht