Demokratie und Totalitarismus

von Hans Hamrich

Demokratie und Freiheit scheinen heute oft selbstverständlich. Doch ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt, wie mühsam ihr Weg war – geprägt von Umbrüchen, Rückschlägen und Neuanfängen.

 

 

Nach dem Wiener Kongress 1815 entstand der Deutsche Bund – ein lockerer Zusammenschluss souveräner Staaten mit meist monarchischer, autoritärer Herrschaft. 1871 führte Preußens Sieg im Krieg gegen Frankreich zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Wilhelm I. wurde zum Kaiser ausgerufen, Otto von Bismarck hatte die Einigung entscheidend mitgestaltet. Zwar gab es ein Parlament, aber wirkliche Demokratie war das System nicht. Frauen waren ausgeschlossen, das Dreiklassenwahlrecht bevorzugte Reiche massiv.

 

 

Dann kam das Jahr 1918. Deutschland verlor den Ersten Weltkrieg. Die Matrosen in Kiel weigerten sich, in eine aussichtslose Seeschlacht zu ziehen. Ihre Meuterei breitete sich schnell aus. Es entstanden überall sogenannte Arbeiter- und Soldatenräte, die politische Veränderungen forderten. Deutschland war im Herbst 1918 militärisch besiegt und politisch instabil. Der Kaiser dankte am 9. November 1918 ab. Philipp Scheidemann rief die Republik aus. Anfang 1919 trat die Nationalversammlung in Weimar zusammen und beschloss eine demokratische Verfassung – die Weimarer Republik war geboren. Eine parlamentarische Demokratie mit großen Hoffnungen. Doch politische Instabilität, extremistische Parteien und die Weltwirtschaftskrise schwächten sie. Millionen verloren Arbeit und Vertrauen.

 

 

In diesem Klima gewann die NSDAP an Zulauf. 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.

 

 

Die Nationalsozialisten nutzten den Reichstagsbrand, um alle demokratischen Grundrechte einzuschränken. Durch ein Ermächtigungsgesetz vom März 1933 bekam Hitler fast uneingeschränkte Macht. Die Diktatur begann. Oppositionelle wurden verfolgt, Konzentrationslager eingerichtet, jüdische Bürger ausgegrenzt – später ermordet. Die Propaganda unter Joseph Goebbels durchdrang alle Bereiche des gleichgeschalteten öffentlichen Lebens. 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Millionen Menschen starben.

 

 

Nach der Niederlage 1945 lag Deutschland in Trümmern. Die Alliierten teilten es in vier Besatzungszonen. Aus den westlichen Zonen entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland mit dem Grundgesetz. Konrad Adenauer wurde erster Kanzler.

 

 

In der sowjetischen Zone wurde die DDR gegründet – ein zentralistischer Einparteienstaat mit massiver Überwachung durch die Stasi. Der Bau der Berliner Mauer 1961 verhinderte die Flucht in den Westen.

 

 

Es begann der sogenannte Kalte Krieg zwischen den Ostblockstaaten, unter kommunistischen Diktaturen nach sowjetischem Muster einerseits und der demokratischen, westlichen Welt, beschützt von den Amerikanern, andererseits.  

 

 

1989 zerfiel der Sowjetische Ostblock, die meisten Staaten Osteuropas wurden demokratisch.

 

 

Mit dem Zerfall der Sowjetunion fiel 1989 die Mauer – der Weg zur Wiedervereinigung wurde frei. Heute steht Deutschland als stabile Demokratie, doch der Gegensatz zwischen demokratischer Ordnung und autoritären Systemen besteht weltweit fort.D iktaturen – wie in Nordkorea, China oder Russland – konzentrieren Macht, unterdrücken Meinungsfreiheit und setzen auf Kontrolle. Demokratien hingegen beruhen auf Wahlen, Gewaltenteilung und Grundrechten. Bürger dürfen mitbestimmen, kritisieren, diskutieren – ein hohes Gut, das geschützt werden muss.

 

 

Doch Demokratie ist nicht unantastbar. Populismus, Desinformation und politische Gleichgültigkeit gefährden sie. Nur wenn Menschen aktiv bleiben – wählen, sich engagieren – bleibt sie lebendig. Denn, wie es das Grundgesetz treffend formuliert:

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und dies ist nur in einer Demokratie gewährleistet und möglich.