Vielfalt als Chance

Aus dem Nachbarschaftsraum Konradsdorf wird die Kirchengemeinde Konradsdorf

28. April 2025

Ab 2026 nur noch gemeinsam: Aus dem Nachbarschaftsraum Konradsdorf wird die Kirchengemeinde Konradsdorf: Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, Pfarrer und Pfarrerin bringen die Fusion von zehn Kirchengemeinden auf den Weg. ©Manuela Baumann

Nur ein paar Unterschriften auf weißem Papier, und doch ein Akt mit großer Tragweite: Im künftigen gemeinsamen Gemeindebüro in Bleichenbach wurde jetzt die Fusion der evangelischen Kirchengemeinden des jetzigen Nachbarschaftsraumes Konradsdorf zur Kirchengemeinde Konradsdorf ab dem 1. Januar 2026 unter Dach und Fach gebracht. Das bedeutet, dass es die bis dahin selbstständigen Kirchengemeinden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr geben wird und alle Ortschaften, die diesen Gemeinden angehören – 14 sind es insgesamt – künftig eine einzige große Kirchengemeinde bilden werden. Damit enden auf der einen Seite Jahrhunderte alte Traditionen und Strukturen, gleichzeitig aber öffnet sich eine hoffnungsvolle Perspektive in die Zukunft.

 

So haben bereits die gemeinsamen Veranstaltungen und Gottesdienste im jetzigen Nachbarschaftsraum in den vergangenen Monaten viele positive Ansätze gezeigt. Man ist einander näher gekommen, sowohl menschlich als auch inhaltlich, und die zusammen organisierten Gottesdienste und Feste waren gut besucht und haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Freude bereitet. Denn auch Gottesdienste feiern sich schöner mit vielen Menschen als nur mit drei oder vier Personen, die sich im weiten Kirchenraum verlieren.

 

Natürlich sei es ein denkwürdiger Moment, einen solchen Fusionsvertrag zu unterzeichnen im Bewusstsein, die letzte Gemeindepfarrerin der eigenen Gemeinde zu sein und damit einen Schlusspunkt hinter eine Struktur zu setzen, die über Jahrhunderte Bestand hatte, sagt Pfarrerin Regine Jünger in einer Ansprache am Rande des Unterschriftstermines. Und so ging es vielen Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Kirchenvorstände.

 

Aber den Beteiligten war auch klar, dass der Weg in die Zukunft ein anderer sein muss als derjenige aus der Vergangenheit, wenn Kirche funktionsfähig und vor allem lebendig bleiben soll. Und so sind die Kirchenvertreter auch ein bisschen stolz darauf, wie unkompliziert und beseelt vom Miteinander sie diese Fusion auf den Weg gebracht haben. Immerhin handelt es sich um die erste Fusion eines Nachbarschaftsraumes im Evangelischen Dekanat Büdinger Land im Rahmen des Reformprozesses ekhn2030. Andere Nachbarschaftsräume sind noch nicht so weit oder steuern auf eine zukünftige Zusammenarbeit in der Rechtsform einer Gesamtkirchengemeinde oder einer Arbeitsgemeinschaft zu.

 

Gefühlt, so Regine Jünger und ihr Amtskollege Jürgen Füg aus der bisherigen Kirchengemeinde Glauburg, sei das Projekt ekhn2030 schon „uralt“. Fast ein Jahrzehnt dürften die ersten Denkanstöße bereits zurückliegen, wie man vor Ort mit sinkenden Mitgliederzahlen und Kirchensteuer-Einnahmen sowie geringer werdendem Pfarrpersonal umgehen könne. Im Nachbarschaftsraum Konradsdorf sei gerade im vergangenen Jahr, als über viele Monate für Gemeindeglieder in 14 Orten nur zwei Pfarrpersonen zur Verfügung standen, deutlich geworden, dass es so wie bisher nicht weitergehen könne. Es sei ganz klar gewesen: „Wir kommen allein nicht weiter“.

 

Auch für viele Ehrenamtliche bietet die neue Kirchengemeinde Konradsdorf eine verlockende Perspektive, denn sie werden frei von bürokratischen Aufgaben und können sich mehr mit inhaltlichen Dingen befassen, um Kirche vor Ort wieder erlebbar zu machen. Nun liegt es an den Menschen in Bergheim, Bleichenbach, Bobenhausen, Eckartsborn, Effolderbach, Gelnhaar, Glauberg, Lißberg, Ortenberg, Schwickartshausen, Selters, Stockheim, Usenborn und Wippenbach, die Kirchengemeinde Konradsdorf mit Leben zu füllen und sie tatsächlich als ihre Gemeinde wahrzunehmen. Die Chance liegt in der Vielfalt, aber ergreifen muss sie jedes Gemeindeglied letztlich selbst. (mb)