Frischer Wind im Dekanat

Maria Wachter (28) und Florian Wachter (31) Sind die Neuen im Nachbarschaftsraum Büdingen

27. Juni 2025

„Den Altersschnitt senken wir eigentlich überall.“ Pfarrerin Maria Wachter (28) und Pfarrer Florian Wachter (31) beenden zwei lange Vakanzen im Nachbarschaftsraum Büdingen. © Judith Seipel

„Gemeinsam Pfarrerin und Pfarrer sein“ – für Maria und Florian Wachter erfüllt sich im Evangelischen Dekanat Büdinger Land ein Wunsch, den sie schon im Theologiestudium hegten. Als sie sich vor zehn Jahren an der Universität in Mainz kennenlernten, haben sie schnell gemerkt, dass sie ähnlich ticken und nicht nur zusammen leben, sondern auch zusammen arbeiten möchten. Jetzt – endlich – können sie loslegen. Seit dem 1. Juni hat Maria Wachter den Seelsorgebezirk Büdingen Süd inne, Florian Wachter übernahm den Seelsorgebezirk Herrnhaag. Damit endeten zwei lange Vakanzen im Dekanat. Bis das Pfarrhaus in Vonhausen renoviert ist, wohnen sie in der Büdinger Altstadt.

 

Zusammen sind die Wachters jünger als viele ihrer neuen Kolleginnen und Kollegen im Dekanat Büdinger Land: Maria Wachter ist 28 Jahre alt, Florian Wachter 31. Hört man sich in Büdingen ein wenig um, dann ist schon von „frischem Wind“ die Rede. Benjamin Müller, der Vorsitzende des dortigen Kirchenvorstands, bestätigt das: „Für uns ist das ein Glücksgriff.“ Das Ehepaar Wachter bringe nicht nur neue Impulse für die Gemeindearbeit mit, sondern „wir haben jetzt auch eine Perspektive im Nachbarschaftsraum Büdingen“, so Müller weiter, wo wie überall in den nächsten Jahren Versetzungen in den Ruhestand anstehen.

 

Maria und Florian Wachter wissen um die Aufmerksamkeit ob ihrer jungen Jahre. Zwei Erfahrungen machen sie in kirchlichem Kontext immer wieder: „Die Leute sind überrascht, wenn jemand Junges kommt“, sagt Florian Wachter. Und seine Frau ergänzt: „Den Altersschnitt senken wir eigentlich überall.“

 

Beide sind Pfarrerskinder (sie aus dem nordhessischen Ziegenhain, er aus Ingelheim am Rhein) und wissen aus den Erzählungen ihrer Eltern, dass es vor 30 Jahren längst nicht jeder Theologiestudent in den Pfarrberuf geschafft hat, weil es damals zu wenig Stellen gab. Heute ist es umgekehrt, dem Beruf fehlt der Nachwuchs. „Wir sind gewollt, die Leute freuen sich, dass wir da sind“, weiß Maria Wachter. Und das sei eine gute Basis. Besser könne man auf der ersten Pfarrstelle kaum ankommen.

 

Waren die Pfarrerinnen und Pfarrer ihrer Elterngeneration noch Einzelkämpfer – eine Person, ein Ort – so ändert sich auch das gerade. Die neuen Strukturen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das Zusammenrücken der Gemeinden in Nachbarschaftsräumen und die Bildung von Verkündigungsteams, sind für Maria und Florian Wachter kein Einschnitt, sondern Normalität. Sie kommen als Team, wollen in einem solchen arbeiten und ihre jeweiligen Stärken bestmöglich einbringen. „Wir haben zwar unsere Seelsorgebezirke, arbeiten ansonsten aber gemeinsam im Nachbarschaftsraum und haben große Lust auf gemeinsame Projekte.“ Die ersten gemeinsamen Konfi-Stunden mit Pfarrer Andreas Weik, Büdingen Nord, und den Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Büdingen, Calbach, Orleshausen, Diebach, Lorbach und Vonhausen haben sie bereits gehalten.

 

Wie sich weitere Projekte gestalten können, wollen sie im Dialog mit Kollegen, Kirchenvorständen und Gemeindemitgliedern herausfinden. Maria Wachter freut sich auf die Kirchenmusik. „Dafür schlägt mein Herz und die ist in Büdingen ein echtes Highlight.“ „Unvoreingenommen und neugierig“ wollen sie auf die Stadt und ihre Menschen zugehen, sagt Florian Wachter. Initiativen sollten von den Gemeinden ausgehen. Wachters sehen sich zunächst als Fragende: Was sind eure Wünsche? Wo drückt gerade der Schuh? „In einem zweiten Schritt werden wir schauen, ob unsere eigenen Ideen überhaupt passen.“

 

Die Büdinger Pfarrkollegen jedenfalls – neben Andreas Weik sind das Ulrike Wohlfahrt (Düdelsheim) und Friedrich Fuchs (Aulendiebach, Rohrbach, Wolf) – hätten sie herzlich aufgenommen. „Sie halten uns gerade den Rücken frei, damit wir gut ankommen und zunächst alles kennenlernen können“, freut sich Florian Wachter.

 

Dass die neue Pfarrergeneration für Teamarbeit ausgebildet und emotional nicht an Erinnerungen gebunden ist, könne dem Nachbarschaftsraum Büdingen einen Schub verpassen, hofft Benjamin Müller. Horst Kaltenschnee, Vorsitzender des Kirchenvorstands Herrnhaag, pflichtet dem bei. Die personelle Verstärkung werde den Prozess vorantreiben. „Nach einer langen Durststrecke freuen wir uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Herrn und Frau Wachter. Das sind zwei beeindruckende junge Menschen, die wir sehr gerne bei uns aufnehmen.“ (jub)

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Der festliche Gottesdienst zur Ordination von Maria Wachter und Florian Wachter findet am Sonntag, 6. Juli, um 14 Uhr in der Marienkirche Büdingen statt. Im Anschluss ist die Gemeinde zu einem Empfang eingeladen.