"Kirche muss leben, nah an ihren Mitgliedern"

Pfarrerin Sonja Löytynoja wird Mitglied im Kirchensynodalvorstand

26. April 2024

Freude bei den Synodalen aus dem Dekanat Büdinger Land über die Wahl der Gießener Pfarrerin Sonja Löytynoja (Mitte) in den Kirchensynodalvorstand. Pfarrerin Renate Schubert, Lars Lehmann und Maria-Louise Seipel gratulieren der Theologin aus "ihrer" Propstei Oberhessen gemeinsam mit Pröpstin Anke Spory (v.l.) zum neuen Amt. Foto: Seipel

Die in Frankfurt tagende Kirchensynode der Evangeslischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die 37 Jahre alte Pfarrerin Sonja Löytynoja aus Gießen in ihren Vorstand gewählt. Das ehrenamtlich arbeitende Gremium ist damit wieder vollzählig. Löytynoja folgt auf Gefängnisseelsorgerin Lotte Jung, die ihr Amt zum 23. April abgab, und übernahm die neue Aufgabe sofort.

 

„Wir ringen derzeit um die Zukunft der Kirche. Ich sage: Als Kirche müssen wir aus unseren Gemäuern herauskommen – Kirche muss leben, und zwar nah an ihren Mitgliedern“, so Sonja Löytynoja. „Es ist nur folgerichtig, dass die Generation, die diese Veränderungen in den nächsten Dekaden mittragen und ertragen wird, auch in den Leitungsgremien der EKHN mitgestalten darf. Ich freue mich darauf.“

 

Seit 2022 ist Sonja Löytynoja Mitglied der Kirchensynode der EKHN für das Dekanat Gießen aus dem Propsteibereich Oberhessen. Als solches arbeitet sie mit im Benennungsausschuss und auch im Theologischen Ausschuss. Seit 2018 ist sie Pfarrerin im Gießener Osten. Sie ist wohnhaft in Gießen.

 

„Ich freue mich sehr darüber, dass die Synodale Löytynoja sich bereiterklärt hat und gewählt wurde, den Kirchensynodalvorstand in Zukunft tatkräftig zu unterstützen. Unsere Kirche befindet sich in bewegten Zeiten, deshalb brauchen wir ein gutes Team in der Leitung der Synode, um die wichtigen Entscheidungen gut und vor allem demokratisch zu treffen“, sagte Präses Birgit Pfeiffer.

 

Der Kirchensynodalvorstand (KSV) bereitet die Tagungen der Kirchensynode vor und leitet diese. Mitglieder des KSV begleiten auch die Ausschussberatungen, die Präses vertritt die Kirchensynode in der Öffentlichkeit. In der Kirchenleitung ist der KSV durch zwei stimmberechtigte Mitglieder vertreten.


„Wir sind Teil einer großen bunten Gemeinde“

Elisabeth Engler-Starck, neue Referentin für Ökumene im Dekanat, setzt auf Dialog

25. April 2024

Die Theologin Elisabeth Engler-Starck ist seit 1. April Referentin für Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land. Foto: Seipel/Dekanat Büdinger Land 

Die Fachstelle Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land ist wieder besetzt. Seit dem 1. April ist die 39 Jahre alte Theologin Elisabeth Engler-Starck zuständig für Kontakte zu und gemeinsame Projekte mit anderen christlichen Konfessionen und für den interreligiösen Dialog im Dekanat.

 

„Das Christentum ist so viel mehr als das, was man in der westlichen weißen Mainstream-Kirche mitkriegt“, sagt Elisabeth Engler-Starck. Ein Jahr lang hat sie an der Hebräischen Universität Jerusalem studiert, hat in der israelischen Hauptstadt gelebt und war mittendrin in diesem Schmelztiegel, in dem alle drei monotheistischen Weltregionen – das Judentum, das Christentum und der Islam – aufeinandertreffen. Sie hat dort eine inspirierende Vielfalt des Glaubens kennengelernt. Mitunter anstrengend, vor allem aber „wahnsinnig spannend“ sei diese Zeit gewesen und hat ihr Selbstverständnis geprägt: „Als evangelische Christin ist es mir wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir ein kleiner Teil einer großen, bunten, weltweiten christlichen Gemeinde sind.“

 

Mit dieser Erfahrung und ihrem offenen Blick ist sie eine Idealbesetzung für die Fachstelle Ökumene. Dass sie sich beruflich einmal im Spannungsfeld der Religionen bewegen würde, war nicht unbedingt geplant. Das Theologiestudium in Leipzig und später in Mainz hatte sie aus Neigung und Neugier aufgenommen. „Die Sprachen, Philosophie, das systematische Denken, das alles hat mich interessiert.“ Zunächst rückte der Pfarrberuf in ihren Fokus, besonders nach dem Gemeindepraktikum. Nach dem ersten kirchlichen Examen begann Elisabeth Engler-Starck eine Promotion. Und danach wollte sie ein Vikariat anstreben, den praktischen Vorbereitungsdienst für den Beruf der Pfarrerin.

 

Der Alltag mit drei kleinen Kindern, die sie inzwischen bekommen hatte, und die Herausforderung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ließ sie Abstand nehmen von diesen Plänen. Die Doktorarbeit hängte sie schließlich an den Nagel und blieb offen für alles, was kommt.

 

„Die Ökumene und der christlich-jüdische Dialog sind ganz wichtig für mich“, sagt sie. Deshalb arbeitet sie auch weiterhin als Geschäftsführerin des Evangelischen Bundes Hessen, einem Verein, der im Bereich Bildung und Ökumene tätig ist, und engagiert sich in einem Arbeitskreis für den christlich-jüdischen Dialog. Sich nun, nachdem die Kinder etwas größer sind, auf die Fachstelle Ökumene im Dekanat Büdinger Land zu bewerben, knüpft an ihre bisherigen Erfahrungen an und war nur folgerichtig. Und gewissermaßen kehrt sie damit auch zurück zu ihren Wurzeln, denn Elisabeth Engler-Starck ist in Büdingen aufgewachsen.

 

Im Mittelpunkt der neuen Arbeit steht der Austausch mit den ökumenischen Partnern: den Dialog fortführen oder überhaupt erst aufnehmen. Einheit und Vielfalt sind dabei wichtige Stichworte. Was eint Christinnen und Christen und worin unterscheiden sie sich? Auch die Partnerschaft mit der Partner-Diözese in Indien in East Kerala gehört in diesen Kontext. „Ich freue mich, dass es in den Gemeinden schon viele ökumenische Initiativen und Anknüpfungspunkte gibt und bin gespannt auf die Begegnungen“, so die Fachstelleninhaberin.

 

Darüber hinaus hat ihre Arbeit auch eine politische Dimension, die vor allem im interreligiösen Dialog ihren Niederschlag findet. „Die globale Tragweite von Religion wird uns gerade bewusst. Konflikte, die weit weg spielen, haben auch mit uns zu tun.“ Elisabeth Engler-Starck will Räume schaffen, in denen Kommunikation möglich ist. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Dialog, Austausch und Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen sehr wichtig sind. Es hilft beim Zusammenleben, wenn man sich besser kennt.“

 

Mit ihren Kindern und ihrem Mann Alexander Starck, Pfarrer in Bad Salzhausen, Geiß-Nidda und Nidda, lebt sie in Geiß-Nidda. Wenn es ihre Zeit zulässt, dann legen die Starcks gerne eine flotte Sohle aufs Parkett. Während des Studiums hat Elisabeth Engler-Starck den Turniertanz für sich entdeckt und konnte ihren Mann für den Gesellschaftstanz begeistern. Auch das Gärtnern liegt ihr: „Auf unserem Balkon wächst sogar ein Pfirsichbaum.“ (jub)


Synode der EKHN tagt in Frankfurt

Kirchenpräsident Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft

25. April 2024

Blick auf Kirchensynodalvorstand und Kirchenleitung. © EKHN
Blick auf Kirchensynodalvorstand und Kirchenleitung. © EKHN

In Frankfurt hat am Donnerstag die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) begonnen. Kirchenpräsident Volker Jung hat in seinem traditionellen Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft seine Position bekräftigt, dass auch in der evangelischen Kirche in Fragen von sexualisierter Gewalt und Prävention in der Vergangenheit nicht genügend getan wurde: „Eine Kirche, die alles, was sie tut, mit dem Anspruch tut, ‚im Namen des Herrn Jesus‘ zu handeln, darf nicht hinnehmen, wenn verantwortungslose Personen Kirche mit ihren Strukturen, Orten, Räumen und Ämtern nutzen, um Taten zu begehen, die ihre Menschen an Leib und Seele verletzen“, sagte Jung.

 

Ende Januar hatten Forschende die Ergebnisse der ForuM-Studie vorgestellt, die systemisch bedingte Risikofaktoren der evangelischen Kirche analysierte. Hierzu erklärte Jung: „Zu manchen der von der Studie beschriebenen Risiken haben wir bereits Gegenmaßnahmen ergriffen. Diese Arbeit wird aber niemals abgeschlossen sein: Wir brauchen die Grundhaltung, sexualisierte Gewalt und andere Gewaltformen nicht als ein Problem der Vergangenheit zu sehen, sondern als eine permanent bestehende Gefährdung. Dazu gehört, bestehende Schutzkonzepte umzusetzen und sie immer wieder neu zu bearbeiten und zu verbessern.“

 

Auch ihr Engagement gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus wolle die EKHN fortsetzen, so Jung weiter. Angesichts eines „von vielen nicht für möglich gehaltenen Erstarkens rechtspopulistischer Kräfte, insbesondere der AfD, sei ein entschiedener Einsatz „für unsere Demokratie und gegen jede Form von Diskriminierung“ erforderlich. Ausdrücklich dankte der Kirchenpräsident für das bisherige große Engagement in Kirchengemeinden und Diakonie. 

 

Einen Grundsatzbeschluss zum Ausschluss von Mitgliedern der AfD aus kirchlichen Ämtern halte er zurzeit nicht für sinnvoll, sagte jung. Sehr wohl sei aber die Prüfung jedes Einzelfalles erforderlich, und zwar mit dem Ziel, die inhaltliche Unvereinbarkeit festzustellen und dann daraufhin auch Konsequenzen zu ziehen. „Völlig klar ist allerdings, dass die Unvereinbarkeit festgestellt werden muss, wenn Menschen mit rechtsextremen Parolen offen rassistisch und antisemitisch agieren.“

 

In Fragen des Angriffskrieges Russland gegen die Ukraine hob Jung das Engagement der Kirchen für geflüchtete Menschen hervor. Die EKHN und die Diakonie Hessen seien nach wie vor bei der Unterstützung von Flüchtlingen engagiert . Hier zeige sich, welchen Beitrag die EKHN als Kirche leisten könne: Es gehe um die konsequente und unaufgebbare Orientierung am gerechten Frieden. Das sei die Absage an jeden Versuch, Waffeneinsatz als Mittel der Konfliktlösung aufzuwerten. Zivile Konfliktlösung müsse immer den Vorrang haben. Das bedeute nach wie vor, die Rüstungsexportkontrolle aufrechtzuerhalten. Neue Debatten um atomare Massenvernichtungswaffen dürften nicht primär militärstrategisch geführt, sondern sie müssten politisch und friedensethisch geführt werden.

 

Unbeeindruckt von aller Kritik habe die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre Kriegsrhetorik verstärkt und von einem „Heiligen Krieg“ gesprochen. Das sei erneut eine Blasphemie, die vom Ökumenischen Rat der Kirchen auch als solche benannt werden sollte, so Jung.

 

Nach Ansicht des Kirchenpräsidenten wirken die politischen Möglichkeiten der Kirche angesichts der Gewalt und des Krieges in Israel und Palästina bescheiden. Gleichwohl sei es gut, sich bewusst zu machen, was die EKHN beispielsweise vor Ort gegen den wachsenden Antisemitismus tun könne. „Antisemitismus ist wie jede Form von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein Angriff auf die Würde von Menschen. Und ich füge hinzu: Antisemitismus ist deshalb aus Sicht des Glaubens Sünde. Es ist nach wie vor nötig, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“

 

Politisch gehöre dazu ein uneingeschränktes Ja zum Existenzrecht des Staates Israel. Jedoch bewege ihn auch das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung  sehr. Insbesondere von palästinensischen Christen erreichten die EKHN verzweifelte Rufe nach Solidarität. Dazu Jung: „Dieser Konflikt hat eine Komplexität, die wir nicht auflösen können, sondern aushalten müssen. Wir tun dies in einer doppelten Solidarität.“ Das bedeute, ohne einseitige Schuldzuweisungen offen zu sein für die Geschichten beider Seiten. (red)


Dem kalten Wetter getrotzt

AnRadeln-Gottesdienst in Bad Salzhausen ohne Picknick, aber mit Touren

24. April 2024

Pfarrer Alexander Starck (linkes Foto, rechts) und Prädikant Peter Berthold hielten den trotz des unfreundlichen Wetters recht gut besuchten Gottesdienst im Kurpark Bad Salzhausen. Und sogar eine kleine Ausfahrt war im Anschluss noch drin. Fotos: Starck

Auch wenn der Wintereinbruch im April den Pfarrer und die Organisatoren vor eine Herausforderung stellte: Der erste AnRadeln-Gottesdienst in Bad Salzhausen war ein schöner Erfolg. Trotz kalter Temperaturen und abgesagtem Picknick feierten gut 30 Menschen einen lebendigen Gottesdienst mit Pfarrer Alexander Starck und Prädikant Peter Berthold im Kurpark, um gesegnet in die neue Fahrradsaison zu starten. Im Anschluss haben alle noch eine kleine Ausfahrt gewagt. Schnell hatten sich dafür Gruppen gefunden, die ganz nach Neigung und Können mal sportlich und mal eher gemütlich unterwegs waren. Dem Vernehmen nach soll es nicht der letzte Fahrrad-Gottesdienst in Bad Salzhausen gewesen sein. (jub)


Flagge zeigen

Evangelische Gemeinden treten ein für eine solidarische Gesellschaft

21. April 2024

Die Kirchengemeinde Nidda von Pfarrerin Hanne Allmansberger ist eine von vielen im Dekanat Büdinger Land, die sich an der Aktion "Unser Kreuz hat alle Farben!" beteiligen. Foto: red

Kirchengemeinden zeigen Flagge, überall im Evangelischen Dekanat Büdinger Land und weit darüber hinaus. An die 400 violette Banner mit einem bunten Kreuz und der Aufschrift „Unser Kreuz hat alle Farben! Für Demokratie, Menschenwürde und eine offene Gesellschaft“ wehen im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) von Kirchtürmen oder hängen gut sichtbar vor kirchlichen Einrichtungen. Die Idee zu dieser Aktion hatte Christoph Gerdes, Pfarrer der Gemeinde in Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach: „Wir wollen überzeugen und nicht ausgrenzen. Deshalb stehen wir ,für´ etwas ein und nicht dagegen“, so der Theologe.

 

Sein Vorstoß zog weite Kreise: Rund 200 Gemeinden und Einrichtungen der EKHN griffen die Idee auf, darunter zum Beispiel die Kirchengemeinde Hitzkirchen. „Die vielen Kundgebungen und Demonstrationen für Demokratie, auch in unserer Region, und der große Drang der Gesellschaft nach rechts machen mir Angst und stimmen mich nachdenklich. Das hat mich bewegt, diese Fahne zu bestellen“, sagt Silke Sinner, Vorsitzende des dortigen Kirchenvorstands. „Wir haben ein Foto der Fahne in unsere Kirchenvorstand-Gruppe gestellt und sofort kamen die Redaktionen, dass sie es gutheißen. Wir stehen hinter dieser Flagge. Wir alle wünschen uns Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt“, so Silke Sinner.

 

Auch in Geiß-Nidda, Rommelhausen oder Gedern, um nur einige Orte zu nennen, wehen die Flaggen oder sind die Banner mit dem bunten Facettenkreuz aufgehängt. „Wir haben das Transparent an der Kirchenmauer angebracht. Damit sprechen wir uns deutlich gegen alle Formen von Rassismus, Diskriminierung und Verachtung von Menschenrechten aus“, sagt Pfarrer Markus Christ aus Langen-Bergheim und nennt den Apostel Paulus für Christen wegweisend, wenn dieser im Galaterbrief formuliert: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Jesus Christus.“

 

„Ich freue mich wirklich sehr, dass sich so viele Kirchenvorstände dieser Aktion angeschlossen haben“, sagt Dekanin Birgit Hamrich. „Unsere Welt braucht keine Hassredner. Unsere Welt braucht Brückenbauer und Friedensstifterinnen“, so Hamrich weiter, die in diesem Zusammenhang auch auf die Resolution für Menschenwürde und Demokratie verweist, die von der Dekanatssynode im Februar dieses Jahres verabschiedet und inzwischen auch von anderen Dekanaten aufgegriffen worden ist.

Kirchenpräsident Volker Jung ist ebenfalls begeistert, dass sich die Initiative einer Gemeinde auf dem gesamten Gebiet der EKHN ausbreitet: „Viele Menschen sehen mit großer Sorge auf rechtsextreme Gedanken. Zum Glück auch mit Trotz und Widerstand.“ (jub)


Ausflug ins Eis

Gemeindepädagoginnen besuchen mit Familien Ausstellung in Fulda

20. April 2024

Foto: Nagel-Kroll
Foto: Nagel-Kroll

„Expedition ins ewige Eis– Dem Forschungsschiff Polarstern und dem Klimawandel auf der Spur“ - so lautet der Titel einer inzwischen beendeten Sonderausstellung in der Kinderakademie Fulda. Die beiden Gemeindepädagoginnen Renate Nagel-Kroll und Ruth Weyel-Bietz hatten einen Besuch dieser Ausstellung für eine Gruppe von Kindern mit deren Eltern oder Großeltern organisiert. 

 

Schon auf der Zugfahrt von Gelnhausen nach Fulda galt es ein „Eiskaltes Quiz“ zu lösen. Welche Hautfarbe hat der Eisbär? Wie kalt ist das kälteste Eis? Leben Pinguine am Süd- oder Nordpol?

 

Vor Ort gab es schließlich noch viel mehr als nur Antworten auf diese Fragen. Ein echter Sextant durfte ausprobiert werden und ebenso konnten die Stiefel und Handschuhe der Schutzkleidung von Polarforschern anprobiert werden. Eindrucksvoll war auch die Eisbär-Zeichnung in Originalgröße: Aufgerichtet kann ein männlicher Eisbär bis zu vier Meter Höhe erreichen. An einer großen Tafel konnte mit Magnet-Kärtchen der möglichst kalorienreiche Speiseplan für die Schiffs-Crew zusammengestellt werden. Mehrere Klein-Darstellungen gewährten einen Einblick das Leben auf der „Polarstern“. Die Erklärungen eines Museumspädagogen, der durch die Ausstellung führte und dabei die Kinder mit ihrem zum Teil erstaunlichen Vorwissen einbezog, ließen keine Langeweile aufkommen.

 

Fast atemberaubend waren zwei riesengroße Bilder des Fuldaer Fotografen Michael Gutschke, der die Mosaic-Expedition miterlebte. Eine Video-Simulation veranschaulichte deutlich die Eisschmelze im Verlauf der letzten Jahrzehnte. Wie sehr der Müll die Arktis und unsere Meere bedroht, hatte eine Künstlerin imposant dargestellt: ein riesiger Narwal – das sogenannte „Einhorn der Meere“ – gestaltet aus Plastikabfällen. Dieses Objekt hing von der Decke im abgedunkelten Raum, wo eine dicke Matte zum Ausruhen einlud und die Gesänge der Wale zu hören waren. Nach so vielen Eindrücken wurden die Picknickdosen vor dem Museum im Sonnenschein geleert, bevor sich die Gruppe wieder Richtung Bahnhof aufmachte. Bei der Rückfahrt im Zug durften sich alle - als kleine Erinnerung - noch eine Delphin-Karte aussuchen. (red)


Über die Grenze schauen

„Talk am Turm“ widmet sich dem Mysterium von Tod und Auferstehung in der Kunst

26. März 2024

Mit Pfarrer David Schnell (l.) wurde die zweite Veranstaltung von "Talk am Turm" zu einer virtuellen Führung durch Frankfurter Museen, vornehmlich dem Städel und dem Liebighaus. Rechts die drei Initiatoren des Gesprächsforums Hans Hamrich, Rainer Böhm und Konrad Schulz (v.r.). Dekanin Birgit Hamrich begrüßte die Gäste im Margaretha-Pistorius-Haus. Foto: Seipel

Über die Grenze schauen, dem Mysterium von Tod und Auferstehung ein Stück näherkommen, wenigstens für einen Moment, dazu hatte das Evangelische Büdinger Land in das Margaretha-Pistorius-Haus in Nidda eingeladen. Unter dem Titel „Das Unsichtbare sichtbar machen“ widmete sich das Gesprächsforum „Talk am Turm“ einem schwierigen Thema, dem nicht zu greifenden Phänomen Tod und der Hoffnung auf ein ewiges Leben, die Christinnen und Christen trägt und die sich ebenfalls nur schwer in Worte fassen lässt. Denn es gibt kein theoretisches Wissen darüber, keine „Erfahrungsberichte“.

 

„Die Kunst aber“, sagt David Schnell, „kann uns ein Stück dorthin führen.“ Schnell ist Theologe. Als Pfarrer am Museumsufer organisiert er Führungen in den Frankfurter Museen zu theologischen Fragestellungen, auch für Kinder und Jugendliche, und ermöglicht so den Dialog zwischen den beiden Feldern Religion und Kunst. Auf diesem Weg erreiche er auch Menschen, „die glauben, mit Kirche nicht so viel zu tun zu haben“, wie er es ausdrückte.

 

Seine Zuhörerinnen und Zuhörer im gut besuchten Johanniter-Saal nahm Schnell mit in die bedeutende Gemälde-Ausstellung im Frankfurter Städel und die Skulpturensammlung im benachbarten Liebig-Haus. Die Werke, die er auf einem großen Bildschirm zeigte, umspannen den Bogen der Karwoche und versuchen das Geschehen, das durchaus verstörend ist, verständlich zu machen. Das Projizieren der Bilder könne freilich die direkte Begegnung mit den Kunstwerken nicht ersetzen, lud Schnell nach Frankfurt ein. Am Main reihen sich die Museen nur so aneinander, weswegen das Museumsufer Frankfurt zu den wichtigsten internationalen Museumsstandorten zählt.

 

Die Karwoche, in süd- und osteuropäischen Ländern auch „Heilige Woche“ genannt, ist eine Zeit zwischen den Extremen. Darauf hatte Dekanin Birgit Hamrich in ihrer Begrüßung hingewiesen. Die Zeit von Palmsonntag bis Ostersonntag entwickle eine besondere Dynamik: von der Bedrohung über das Aushalten von Leid und Schmerz und Ungerechtigkeit bis zum Sterben. „Wir wissen heute, dass die Geschichte gut ausgeht. Die Menschen damals wussten das nicht.“

 

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Künstler mit dem Thema Tod und Auferstehung befasst und immer neue Ausdrucksformen gefunden. Diese waren auch Spiegel ihrer Zeit. Während Jesus in der Romanik selbst im Tod noch souverän als „Herrscher der Welt“ dargestellt worden sei, der nicht am Kreuz hängt, sondern zu schweben scheint, habe sich das in der Gotik gewandelt: Jesus, ans Kreuz genagelt, ein leidender, ausgelaugter Körper. Es war eine Zeit der Kriege, Hungersnöte und der Pest. „Den Menschen war wichtig, dass Christus mit ihnen leidet und sie tröstet“, erklärte Schnell die Botschaft: „Jesus hat Leid extrem erlebt, aber Leid und Tod sind nicht die letzte Station.“

 

Auch die Pietà, die Darstellung Marias mit dem toten Sohn in ihren Armen, sei im 13. Und 14. Jahrhundert sehr populär gewesen. Mütter hätten häufig um ihre Kinder trauern müssen, „die Pietà hat sie getröstet, weil sie das auch erlebt hat und weiß, wie die Geschichte weitergeht“. Einer solchen Darstellung aus dem späten 14. Jahrhundert aus dem Liebighaus stellte David Schnell eine zeitgenössische Skulptur gegenüber: täuschend echt wirkende Figuren des Künstler Sam Jinks mit dem Titel „Still Live (Pietà)“ aus dem Jahr 2007. Ein alltäglich gekleideter Mann mittleren Alters hält in seinem Schoß den gebrechlichen nackten Körper eines Greises, der offensichtlich tot ist. Diese Skulptur zeige die Realität des Todes, „und es bleibt offen, ob die Erlösungshoffnung noch hineinspielt“.

 

Was geschieht nach dem Tod? David Schnell antwortete unter anderem mit einem „Schmuckstück“ aus dem Städel: „Das Paradiesgärtlein“, das Gemälde eines Oberrheinischen Meisters, entstanden vermutlich um das Jahr 1420, zeige „ganz viel von der Vorstellung der Menschen, was man nach dem Tod erwarten kann“, so der Theologe. Maria und Jesus als Kind im Paradies, umgeben von Heiligen und Engeln, vielen Tieren und Pflanzen.

 

Auch moderne Gemälde ordnete Schnell diesem Kontext zu, „Abstract Painting“ von Ed Reinhardt, eine quadratische, vermeintlich schwarz bemalte Leinwand. Bei genauer Betrachtung erkennt man neun Quadrate in unterschiedlichen Grautönen, die ein Kreuz darstellen. Indem man genau hinschaue und sich auf ein Bild einlasse, könne man dem Göttlichen, dem Ewigen begegnen und dann es gelinge es vielleicht, „über die Grenze zu schauen“. (jub)


"So viel Du brauchst"

Klima-Nachtgebet an der Glasarche

26. März 2024

Die Evangelischen Kirchengemeinden Langen-Bergheim und Eckartshausen, das Evangelische Dekanat Büdinger Land und die Bewegung „Christians for Future“ luden im Rahmen der ökumenischen Aktion „Klimafasten“ zu einem Klima-Nachtgebet an die Glasarche ein. Foto: Markus Christ                                                                           

An der Regionalparkroute Rhein-Main, Hohe Straße bei Hammersbach-Hirzbach, steht zurzeit das Kunstwerk „Glasarche“. Sie wurde von bayerischen Glaskünstlern hergestellt als Sinnbild dafür, dass die zerbrechliche Arche dem Menschen mittlerweile aus den Händen gleitet. Für ihr Wohl und Wehe, so die Botschaft, sind wir alle verantwortlich sind.

 

Die Evangelischen Kirchengemeinden Langen-Bergheim und Eckartshausen, das Evangelische Dekanat Büdinger Land und die Bewegung „Christians for Future“ nahmen dies zum Anlass, um im Rahmen der ökumenischen Aktion „Klimafasten“ zu einem Klima-Nachtgebet an die Glasarche einzuladen. Vorbereitet und durchgeführt wurde das Klima-Nachtgebet von Pfarrer Markus Christ, Linda Schäfer und Susanne Götz (Langen-Bergheim), Pfarrerin Tanja Langer (Eckartshausen), Michael Streubel und Lutz Neumann („Christians for Future“) sowie Rita Stoll, Friedegard Enders und Barbara Unger (Dekanat Büdinger Land). Musikalisch unterstützt wurden sie von einer Posaunen-Bläsergruppe, geleitet von Susanne Ludwig. 

 

Im Klima-Nachtgebet stand – passend zum Kunstwerk- die biblische Arche-Noah-Geschichte im Mittelpunkt. Wie deutlich spricht diese Geschichte gerade in die Gegenwart hinein: Wasser, die so dramatisch steigen, dass eine Katastrophe in sintflutartigem Ausmaß droht. Noah, dem aufgetragen wurde, von jedem Getier mit in die Arche zu nehmen. Er wird damit gewissermaßen zum ersten Artenschützer der Menschheitsgeschichte, so Dr. Michael Streubel, von den „Christians for Future“. Gott, der seinen Bund nicht nur mit dem Menschen schließt, sondern mit „allem lebendigen Getier“ 1. Mose 9,12).

 

„Das Verhältnis von Bebauen und Bewahren der Schöpfung ist in den letzten Jahrzehnten in den Industriestaaten aus dem Ruder gelaufen. Sichtbar weltweit wie auch unmittelbar vor Ort. Unser Wirtschaften hat die Erde an den Rand des Abgrundes gebracht, und schafft weltweit Ungerechtigkeiten. Jede und jeder einzelne ist Teil dieser Zusammenhänge. Nur durch Einsicht und Umkehr können wir Menschen noch umsteuern, wenn wir es denn wirklich wollten“, so Pfarrer Markus Christ.

 

Klage, Einsicht und Buße wurden darum im Klima-Nachtgebet vor Gott gebracht. Die Frage nach den Grenzen und nach dem „was ist genug?“ gestellt. In meditativen Sequenzen wurde durch Sehen, Hören und Fühlen nachgespürt, wie wir Menschen Teil der Schöpfung sind. Nachgedacht wurde auch über eigene Schuldverstrickungen und über neue Möglichkeiten qualitativ besseren Lebens, in dem manches „Weniger“ durchaus ein „Mehr“ an Lebensqualität sein könne.

 

Dem Lob des Schöpfers müsse ein Respekt vor der Schöpfung und ihren natürlichen Ordnungen folgen, betonte Pfarrer Markus Christ.

 

Mit der Kollekte wurde die Diakonie-Katastrophenhilfe unterstützt, die neben vielem anderen auch denen hilft, die Opfer der Klimakatastrophe geworden sind. (red)

 

Informationen zur Glasarche findet man hier.