Foto: ekhn
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Dem Tod wohnt ein Schrecken inne, dem sich niemand entziehen kann. Er nimmt Menschen von uns, die uns lieb sind, und führt uns vor Augen, dass wir vergänglich sind. Doch nach christlichem Verständnis behält der Tod nicht das letzte Wort. Der Glaube gibt Kraft dem Tod zu begegnen und die christliche Hoffnung reicht über den Tod hinaus.

 

Die Evangelische Kirche hält Worte, Bilder und Lieder bereit, die über die Jahrhunderte immer wieder Menschen getröstet haben. Sie spenden ihnen bis heute im Angesicht des Todes Hoffnung und Zuversicht. Sie geben Kraft, um Abschied zu nehmen. Sie helfen, die Zeit der Trauer zu überstehen.

 

Die Pfarrerin oder der Pfarrer bieten Begleitung beim Abschiednehmen an. Sie erinnern daran, dass der Macht des Todes die Kraft des christlichen Glaubens entgegensteht.

Wenn ein Mensch stirbt, ist es tröstlich zu erfahren, dass sich dieses Leben nun erfüllt hat.

 

 

Der Verstorbene kehrt zurück zu Gott, der alles Leben erschaffen hat. Entsprechend wird in der kirchlichen Trauerfeier der Verstorbene in Gottes Hand übergeben. Ängste und Sorgen um ihn können abgestreift werden, denn wir Menschen können darauf vertrauen: Bei Gott sind die Verstorbenen gut aufgehoben.

Das ewige Leben

Foto: Christoph Matern
Foto: Christoph Matern

 

Christliche Vorstellungen über das Jenseits

Menschen bekommen bei der Geburt viel mit: Gene, Begabungen und Verhaltensweisen. Aber Leben ist ja weitaus mehr: Erfahrungen, Hoffnungen, Enttäuschungen und Träume. Was wird daraus am Ende? Wird das alles ebenfalls von Bakterien und Pilzen aufgelöst - auf Nimmerwiedersehen?

 

Vom Schattenreich ins Museum

Schon immer und in vielen Kulturen sollten Tote für ein Leben im Jenseits versorgt werden - mit Gebrauchsgegenständen und Nahrungsmitteln, Schmuck und Waffen. Unübertroffen waren darin die alten Ägypter, deren Religion sich massiv um ein Leben nach dem Tod drehte. Dieses Leben stellte man sich wie eine Art Fortsetzung des Erdenlebens vor, wenn auch in einem Schattenreich im Dunkel, irgendwo unter der Erde. Von dem, was dann die Gräber nach Jahrtausenden unbenutzt preisgaben, leben heute viele Museen ausgezeichnet.

 

Leben und Tod aus Gottes Hand

Im alten Israel hat die Frage eines Lebens nach dem Tod lange Zeit kaum interessiert. Ewiges Leben stand nur Gott als dem Schöpfer des Lebens selbst zu. Er allein hatte die Macht, Menschen das Leben auch wieder zu nehmen. „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“, sagt im Alten Testament der fromme Hiob, der furchtbaren Prüfungen ausgeliefert war (Hiob Kapitel 1, Vers 21). Das Leben kommt von Gott und es geht dorthin zurück, als ginge man nach Hause. „Meine Heimat ist im Himmel“, sagen manche Christinnen und Christen noch heute.

 

Es muss doch Unterschiede geben

Schon immer hatten Menschen aber auch die Neigung, ins Jenseits zu projizieren, was auf Erden seinen Ursprung hatte: Gutes wird belohnt und Böses bestraft. So wollte man die Welt gerne sehen. Und wenn es denn auf Erden nicht klappte, dann sollte die endgültige Abrechnung wenigstens im Himmel stattfinden - vor allem als Belohnung für die Frommen: ewiges Leben in Gottes Licht. Überlegt hatten sich das vermutlich solche, die sich selbst für fromm hielten. Menschen sind nun einmal so. Aber auch die Gegenrichtung lag auf der Hand: ewige Ferne von Gott als Verdammnis und Strafe im Schattenreich tief unter der Erde. Höllenfeuer, gehörnte, bocksfüßige Teufel und siedendes Öl kamen später als Abschreckungsmaterial dazu.

 

Ehe auch nach dem Tod?

Nur: Niemand weiß wirklich, was nach dem Tod sein wird. Dennoch beschäftigten sich auch die Menschen zur Zeit Jesu mit der Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gebe. Die Gruppe der Sadduzäer hielt diese Vorstellung beispielsweise für absurd. Sie konfrontierten Jesus mit einem kniffligen Fall: „Bei uns waren sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder; desgleichen der zweite und der dritte bis zum siebenten. Zuletzt nach allen starb die Frau.“ Dann stellen die Sadduzäer die eigentliche Frage: „Nun in der Auferstehung: Wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.“

 

Wie die Engel im Himmel

Wenn es eine Auferstehung der Toten gibt, dann dürfte bei dieser Familie im Himmel ein ziemliches Durcheinander herrschen – eine Frau und sieben Männer. Ob Jesus zustimmt, dass das ewige Leben eine ganz unglaubliche Vorstellung ist?

Jesus antwortete ihnen: „Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel.“ (Matthäus Kapitel 22, Vers 30)

 

Außerhalb unserer Vorstellungskraft

Die Ewigkeit ist in allem ganz anders als das Leben auf dieser Welt. Unsere kleinen Ordnungen und unsere engen Vorstellungen zählen dort nicht mehr und selbst die Ehe gilt nichts im Himmel: „Sie sind wie die Engel“, nicht Mann, nicht Frau, ja vielleicht ganz ohne Gestalt.

 

Hoffnungsträger

Nach Jesu Tod und vielfach bezeugter Rückkehr ins Leben wurde er selbst zum Hoffnungsträger der Christen: Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Der Apostel Paulus haut das der - offenbar eher diesseitig gesinnten - Gemeinde in Korinth regelrecht um die Ohren, wenn er schreibt: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen“ (1. Korintherbrief Kapitel 15, Vers 19). Zu deutsch: Sonst kann man's auch lassen!

 

Transit: Wo alle Gedanken versagen

Vielleicht ist das ja der Kern. Aber alle Bilder, die wir über ein Leben jenseits des Todes im Kopf haben, stammen aus dem Diesseits und sind deshalb garantiert falsch. Eine mittelalterliche Legende erzählt von zwei Mönchen, die es genau wissen wollten. Sie hatten sich abgesprochen, und der zuerst Gestorbene erschien dem anderen in der nächsten Nacht. „Qualiter?“ - wie ist es drüben - fragte, wie verabredet, der Überlebende. „Taliter“ - so, wie wir es uns gedacht haben - oder „aliter“ - anders - sollte der Gestorbene antworten. Aber der sagte nur lächelnd: „Totaliter aliter“ - vollkommen anders.

 

Zu Gott

Erstaunlicherweise wird sogar bei Vertretern der Kirche die Frage nach dem Leben jenseits der Todesgrenze manchmal wie eine geheime Verschlusssache gehandelt und allenfalls wortreich umschrieben. Wo man nichts Genaues weiß, scheint die Devise, soll man sich bedeckt halten. Kein falsches Wort, bitte schön. Etwa auch auf der Flucht? Es gibt doch richtige Worte. Zum Beispiel das uralte Abschiedswort unserer französischen Nachbarn, das sich im Badischen und Schwäbischen im „Adé!“ erhalten hat. „A dieu!“ heißt es eigentlich: „Zu Gott!“