Von Ulrich Bauersfeld
Im kirchlichen Kalender ist jedem Sonntag ein bestimmter Psalm aus dem Alten Testament zugeordnet. Für diesen Sonntag ist dies der 27. Psalm. Sein erster Vers lautet: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ Diesen Vers lese und spreche ich gerne und oft. Zu manchen wichtigen Anlässen habe ich ihn ausgewählt – z.B. als Konfirmationsspruch oder auch als Zuspruch am Ende des Abendmahls.
„Gott ist groß. Er ist mächtig und kann mir die Kraft geben, die ich für mein Leben brauche – so wie es ist. Er macht mich heil – gesund in meiner Seele. Er gibt mir Frieden, neue Ausrichtung, so dass ich den Weg des Lebens zuversichtlich weitergehen kann. Er ist das Licht, er strahlt in meine Dunkelheit hinein.“ Dies alles steckt für mich in den Worten: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Der Herr ist meines Lebens Kraft.“
Und daraus folgt nun für den Dichter des Psalms: „Vor wem sollte ich mich fürchten? Vor wem sollte mir grauen?“ Hier stutzen wir vielleicht. Ist es tatsächlich so, dass ein Leben mit Gott keinerlei Furcht oder Grauen enthält?
Nein. So ist es nicht. Zumindest habe ich noch niemanden getroffen, der dies so erfahren hätte. Es geschieht leider viel in unserem Leben (auch im Leben mit Gott), vor dem wir uns fürchten, ja, vor dem uns mitunter regelrecht graut.
Und doch – darauf vertraue ich: Wir sind den Dingen, vor denen wir uns fürchten, nicht hilflos ausgeliefert. Sie sind da, ja, und sie nehmen vielleicht manchmal einen schier unerträglichen Raum in unserem Leben ein. Doch sie müssen uns nicht fertig machen. Sie verlieren ihre so groß scheinende Macht über uns, wenn wir uns diesem Gott anvertrauen, unser Leben in seine Hände legen – mit allem, was uns so große Angst und Sorge macht. Ich glaube daran, dass Gott uns dies anbietet - in Jesus Christus, seinem Sohn, der im Neuen Testament von sich sagt: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ (Johannes 12,46)
Ich wünsche uns, dass wir dies immer wieder erfahren dürfen: Das Schlimme, das im Leben geschieht, kann uns nicht mehr völlig beherrschen, weil unser Leben in Gottes Hand liegt und weil er wie ein Licht in unser Dunkel hineinstrahlt.
Ulrich Bauersfeld, Pfarrer der
evangelischen Kirchengemeinde
Wenings/Merkenfritz und stellvertretender Dekan im evangelischen Dekanat Büdinger Land
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
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Hintergrundbilder:
Vögel im Winter: © Hilke Wiegers / fundus-medien.de
Winterweg: © Stephan Krebs / fundus-medien.de
Rote Winteräpfel: © Hans Genthe / fundus-medien.de
Fußspuren im Schnee: © Rolf Oeser / fundus-medien.de